Sinnesgarten in der Seniorenbetreuung

Ein Sinnesgarten (auch Demenz- oder Therapiegarten genannt) ist ein speziell gestalteter Außenbereich, der gezielt die Sinne älterer Menschen anspricht – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Solche Gärten werden häufig in stationären Pflegeeinrichtungen angelegt, um Bewohnern mit kognitiven Einschränkungen (z.B. Demenz) einen barrierefreien Erlebnisraum zu bieten. Dabei kommen zum Beispiel Klangobjekte, Fühlt- und Rätseltafeln sowie duftende und essbare Pflanzen zum Einsatz. Ein Sinnesgarten lädt aktiv zum Mitarbeiten ein („Gartentherapie“) und kann das Gehirn trainieren, wodurch sich der Verlauf einer Demenzerkrankung positiv beeinflussen lässt. Ein gut geplanter Sinnesgarten steigert die Lebensqualität der Bewohner, fördert Selbstständigkeit und Identität – er fungiert als „Therapiezimmer unter freiem Himmel“.

Gemäß § 43b SGB XI haben Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen Anspruch auf zusätzliche Betreuung und Aktivierung, die über die reine Körperpflege hinausgeht. Zu den Aufgaben des Betreuungspersonals gehört es etwa, Bewohner bei Spaziergängen, Spielen oder kreativen Aktivitäten zu begleiten. Ein Sinnesgarten bietet hierfür optimale Bedingungen: Er kann als aktivierender Aufenthaltsort für Bewegungsübungen, als Rückzugsort zum Entspannen und als Impulsgeber für biographische Gespräche genutzt werden. Die integration dieses Konzepts in das Pflegeheim unterstützt die gesetzlich geforderte Betreuung und Aktivierung der Bewohner im Alltagsleben.

 

Sinnesgarten in der Seniorenbetreuung

 

 

Zielsetzung und Wirkweise für Senioren

Der Sinnesgarten verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig. Er soll körperliche Aktivierung fördern, etwa durch Gehen, Gießen oder Pflanzenarbeiten. Dies motiviert vor allem motorisch aktive Bewohner, sich regelmäßig zu bewegen. Bewegung an der frischen Luft steigert zudem die Herz-Kreislauf-Funktion, verbessert Muskeltone und Gleichgewicht (weniger Sturzgefahr). Ein geplanter Weg (z.B. ein geschlossener Rundweg) ermöglicht den Senioren, eigenständig zu spazieren und ihrem Bewegungsdrang folgen zu können.

Gleichzeitig wirkt der Garten sozial und kognitiv aktivierend. Das gemeinsame Arbeiten im Grünen weckt oft alte Erinnerungen („Lebensgeschichtsarbeit“), denn viele Ältere haben in früheren Jahrzehnten in Hausgarten oder Landwirtschaft mitgewirkt. Durch Duft- und Geschmacksreize (z.B. Rosen, Lavendel, Küchenkräuter) werden positive Emotionen ausgelöst und Kommunikation gefördert. Spielerische Elemente wie Pflanzenraten („Memory mal anders“) oder Pflanzenpatenschaften stärken das Selbstwertgefühl. Darüber hinaus dient der Garten der Orientierung im Tagesablauf: Jahreszeitliche Veränderungen (blühende Frühblüher, Früchte im Herbst) sind gut erkennbar und vermitteln ein Gefühl von Struktur und Sicherheit. Insgesamt wurden in Studien positive Effekte nachgewiesen: Stress und Ängste der Bewohner nehmen ab, die Konzentrationsfähigkeit steigt. Die Bewohner können „zur Ruhe kommen“ und erholsame Momente erleben, was sich wiederum günstig auf Appetit und Schlaf auswirkt. Ein Bewohner berichtet sinngemäß: “Wenn nichts mehr geht, gehen wir in den Garten” – der Kontakt zur Natur kann die Lebensqualität selbst bei fortgeschrittener Demenz deutlich verbessern.

 

Vor- und Nachteile des Einsatzes von Sinnesgärten

  • Vorteile: Sinnesgärten bieten eine vielseitige Aktivierungsumgebung. Sie reduzieren Stress und fördern die Konzentrationsfähigkeit der Bewohner. Durch natürliche Reize wird Bewegung angeregt und soziale Interaktion gefördert (Gemeinschaft im Freien). Viele Senioren reagieren auf die beruhigenden Geräusche oder Düfte positiv und entwickeln wieder Interesse an alltäglichen Handlungen (Erinnerungspflege). Die Einbindung von üblichem Gartenwissen („das kenne ich noch“) kann Ängste abbauen und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Zudem lässt sich ein Sinnesgarten vielfältig nutzen: Er kann bei Wanderlust und Unruhe „Weglaufen“ vorbeugen, weil er einen sicheren, geschützten Außenraum bietet. Inklusive Elemente (unterfahrbare Hochbeete, breite Wege) ermöglichen auch bewegungseingeschränkten Senioren die Teilnahme. Praktisch erprobt zeigen Einrichtungen: Bewohner genießen das Gärtnern aktiv und nehmen mit großer Freude an Pflanzaktionen und Ernte teil.

  • Nachteile: Ein Sinnesgarten erfordert hohen Planungs- und Pflegeaufwand. Anlage und Unterhalt sind kosten- und zeitintensiv. Pflegeeinrichtungen müssen zäune oder Schranken vorsehen, um ein Ausbüchsen Erkrankter zu vermeiden. Zudem dürfen nur ungiftige, weiche und sichere Pflanzen verwendet werden – giftige oder stark dornige Gewächse sind tabu. Ohne ausreichende Betreuungspersonen besteht die Gefahr von Stürzen oder Orientierungslosigkeit bei den Bewohnern; der Garten muss daher „gefährdungsarm“ gestaltet sein, damit die Pflegekräfte einen unbegleiteten Aufenthalt verantworten können. Auch die Witterungsabhängigkeit ist zu beachten: Bei extremem Wetter (Hitze, Regen, Glätte) ist die Nutzung eingeschränkt. Schließlich kann eine sehr reizmilder Gestaltung (z.B. zu viel Ausstattung) manche Bewohner überfordern oder Rückzugswunsch erzeugen. Die Investitions- und Unterhaltskosten müssen sorgfältig gegen den erwarteten Nutzen abgewogen werden.

     

Planung, Gestaltung und Pflege eines Sinnesgartens

Geeignete Pflanzen und Materialien

Für den Sinnesgarten eignen sich vor allem heimische und altbekannte Pflanzenarten, die vielen Bewohnern aus früheren Zeiten vertraut sind. Bewährt haben sich duftende Kräuter und Gewürze wie Lavendel, Rosmarin, Salbei oder Zitronenmelisse sowie Küchenkräuter zum Pflücken. Reich blühende Stauden (z.B. Sonnenhut, Astern, Phlox, Margeriten) und einjährige Blumen (Sonnenblumen, Löwenmäulchen, Tagetes) bieten Farbakzente und regen den Geruchs- und Sehsinn an. Kleinwüchsige Obstgehölze (Buschbaum-Apfel, Beerensträucher wie Erdbeere, Himbeere) erlauben den Bewohnern selbständiges Ernten und Schmecken. Rosen können – gut geschnitten – eingesetzt werden, da die meisten Bewohner sie kennen und selten Verletzungen auftreten. Giftpflanzen und dornige Sträucher müssen hingegen vermieden werden. Immergrüne Gehölze sollten dezent verwendet werden (z.B. Eibe, Buchsbaum) – sie bieten Struktur im Winter, wirken aber nicht zu beruhigend monoton.



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