Alltagshilfen-Ausprobiertag
Alltagshilfen umfassen eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die älteren Menschen im Pflegeheim den Alltag erleichtern. Hierunter fallen einfache mechanische Hilfen wie Greifzangen, Anziehhilfen oder rutschfeste Unterlagen ebenso wie elektronische Geräte mit Sprachausgabe, digitale Kalender und Erinnerungssysteme. Ziel dieser Hilfsmittel ist es, die Selbstständigkeit und Sicherheit der Bewohner im täglichen Leben zu fördern. So können etwa rutschfeste Badmatten oder Haltegriffe das Sturzrisiko im Badezimmer deutlich reduzieren, während ergonomisches Essbesteck mit rutschfesten Griffen den Bewohnern ein selbstständiges Essen ermöglicht. Technische Helfer wie sprechende Uhren und elektronische Erinnerungsgeräte richten sich zudem speziell an Menschen mit Seh- oder Gedächtniseinschränkungen, um ihnen beispielsweise die Orientierung zu erleichtern und zu mehr Eigenständigkeit zu verhelfen.
Alltagshilfen sind nach Ansicht von Experten entscheidend dafür, die Lebensqualität im Alter zu erhalten. Sie wirken nicht nur unterstützend bei körperlichen Einschränkungen (z. B. bei Mobilität oder Feinmotorik), sondern erhöhen auch das subjektive Wohlbefinden der Bewohner, da sie trotz Pflegebedarf ein gewisses Maß an Autonomie bewahren können. Forschung und Praxis belegen, dass schon kleine technische oder mechanische Lösungen im Haushalt oder bei der Körperpflege mehr Sicherheit und Komfort schaffen und so das Wohlergehen steigern.
In
der stationären Pflege stellen Pflegeheime den Bewohnern in der Regel
eine Grundausstattung an Hilfsmitteln zur Verfügung. Dazu gehören
standardmäßig etwa Rollstühle, einfache Gehhilfen, Pflegebetten oder
Badewannensitze, die die Grundversorgung sicherstellen. Ist darüber
hinaus ein spezieller Bedarf vorhanden – etwa wegen einer neuen
Einschränkung –, kann dieser durch Verordnung über die Pflegekasse
abgedeckt werden. Wichtig für die Betreuungsqualität ist, dass
Hilfsmittel immer individuell auf die Bedürfnisse der Heimbewohner
abgestimmt werden. Fachleute raten daher dazu, gemeinsam mit
Pflegekräften und Therapeuten passende Hilfsmittel auszuwählen, damit
sie den Alltag der Senioren möglichst wirkungsvoll verbessern. Durch
einen bewusst geplanten Ausprobiertag können Pflegeeinrichtungen diese
Beratung zur Unterstützung der Bewohner im Alltag praktisch umsetzen.
(Hinweis auf Übersicht: Das Lexikon - Inhaltsverzeichnis)
Zielsetzung eines Alltagshilfen-Ausprobiertags
Der Alltagshilfen-Ausprobiertag hat das Ziel, Bewohnern, Angehörigen und Betreuungs- oder Pflegekräften die Gelegenheit zu geben, verschiedene Hilfsmittel aktiv kennenzulernen und zu testen. Konkret soll er aufzeigen, wie simple mechanische Helfer und moderne technische Lösungen den Alltag der Pflegebedürftigen erleichtern können. Dabei werden die Bewohner angeregt, sich auszuprobieren: Sie sollen Greifhilfen, Anziehhilfen oder rutschfeste Unterlagen in die Hand nehmen und erleben, welche Unterstützung diese konkret bieten. Gleichzeitig können digitale Geräte wie sprechende Uhren oder elektronische Tabletten- und Medikamentenspender vorgeführt werden. Durch diese “Technik zum Anfassen” erfahren die Teilnehmer direkt, wie die Hilfen funktionieren und welchen Nutzen sie stiften. Fachpersonal oder externe Berater stehen bereit, um Fragen zu beantworten und bei der Handhabung zu helfen.
Ein wesentlicher Zweck dieser Veranstaltung ist es, Hemmschwellen abzubauen: Viele ältere Menschen und ihre Angehörigen wissen nicht im Detail, welche Hilfsmittel es gibt oder wie sie benutzt werden können. Indem Pflegekräfte und evtl. externe Fachleute anschaulich erklären, in welchem Moment eine Anziehhilfe oder ein Trinkbecher mit rutschfestem Boden hilfreich ist, entsteht Bewusstsein für bedürfnisgerechte Lösungen. Bewohner lernen so ungewohnte Möglichkeiten kennen und können selbst entscheiden, ob ein Hilfsmittel ihnen weiterhilft. Die Angehörigen erhalten einen Einblick, welche zusätzlichen Hilfen die Selbstständigkeit ihrer Verwandten steigern. Auch das Pflege- und Betreuungspersonal wird erreicht: Durch das gemeinsame Ausprobieren verbessert sich das Verständnis für die Arbeit mit Hilfsmitteln. Langfristig führt dies zu einer besseren Nutzung der vorhandenen Ressourcen im Heim und einer Entlastung des Personals, da sie bei Bedarf gezielt Hilfsmittel einsetzen können.
Insgesamt ist die Zielsetzung des Ausprobiertags also dreifach: Erstens sollen Bewohner durch praktische Erfahrung und professionelle Anleitung zu mehr Selbstständigkeit motiviert werden. Zweitens wird die Informationsvermittlung über moderne Hilfen intensiviert – es geht darum, bekannte und neue Hilfsmittel vorzustellen. Drittens dient der Tag dazu, Angehörige und Pflegekräfte einzubeziehen, damit auch sie die Vorteile erkennen und in die Versorgung integrieren. Experten sehen hierbei einen direkten Gewinn: Bewältigen Pflegebedürftige ihren Alltag mit geeigneten Hilfsmitteln selbstbestimmter, nimmt die Belastung der Pflegenden ab. Vor diesem Hintergrund ist der Alltagshilfen-Ausprobiertag ein aktives Instrument, um Lebensqualität, Sicherheit und Effizienz in der stationären Pflege zu fördern.
Vor- und Nachteile dieser Methode für Bewohner, Angehörige und Personal
Vorteile für Bewohner:
Ein
zentraler Vorteil ist die Steigerung der Eigenkompetenz und des
Selbstbewusstseins der Bewohner. Wenn sie spüren, dass sie selbstständig
Anziehhilfen bedienen oder Essen mit ergonomischem Besteck einnehmen
können, stärkt dies ihr Selbstvertrauen. Die aktive Teilnahme an der
Veranstaltung macht Spaß und weckt oft Interesse an mehr. Technische
Hilfsmittel wie sprechende Uhren oder digitale Kalender unterstützen
zudem Alltagsabläufe für Seh- und Gedächtnisbehinderte, was den Alltag
vereinfacht und Freiheit gewährt. Insgesamt können Bewohner durch den
Tag eine deutliche Zunahme an Unabhängigkeit erfahren, da sie lernen,
Hilfen für sich zu nutzen, statt im Alltag auf Hilfe angewiesen zu sein.
Nachteile für Bewohner:
Nicht
alle älteren Menschen sind offen für neue Technik. Manche fühlen sich
unsicher beim Umgang mit fremden Geräten oder scheuen Veränderungen. Ein
Ausprobiertag kann in solchen Fällen Ängste vor Überforderung auslösen.
Auch kann es Situationen geben, in denen eine vorgestellte
Hilfestellung für einen Bewohner ungeeignet ist oder schlichtweg nicht
gefällt, was zu Frust führen kann. Zudem erfordert die Teilnahme
Konzentration und Geduld, was für demenzkranke oder stark eingeschränkte
Personen anstrengend sein könnte. Daher muss das Personal darauf
achten, jeden Bewohner angemessen zu begleiten und nicht zu überfordern.
Vorteile für Angehörige:
Angehörige
profitieren, indem sie erkennen, welche konkreten Lösungen den Alltag
ihrer Liebsten verbessern können. Sie erfahren aus erster Hand, wie
Geräte funktionieren und welche Möglichkeiten es gibt. Dies verringert
Unsicherheiten im Umgang mit dem Pflegeheim-Alltag. Zudem stärkt der Tag
das Vertrauen zwischen Angehörigen und Einrichtung: Wenn Familien
sehen, dass das Heim sich um Innovation und Lebensqualität kümmert,
entsteht ein positives Gefühl der Mitverantwortung. Einige Angehörige
fühlen sich entlastet, wenn sie sehen, dass Hilfsmittel den
Pflegeaufwand vermindern können. Der gemeinsame Erlebnischarakter – etwa
wenn Bewohner zusammen mit ihren Kindern oder Enkeln etwas ausprobieren
– schafft zudem emotionale Nähe und fördert die Kommunikation über den
Pflegebedarf.
Nachteile für Angehörige:
Auf
der anderen Seite kann die Veranstaltung Angehörige auch verunsichern.
Sie könnten feststellen, dass der Pflegebedarf höher ist als erwartet,
weil ihre Mutter oder ihr Vater einige Hilfsmittel nicht selbst
beherrschen kann. Das kann zu Sorgen oder Schuldgefühlen führen. Ebenso
kann der Zeitaufwand für Familien ein Nachteil sein: Wer weit weg wohnt,
muss möglicherweise extra für diesen Tag anreisen. Auch das gebotene
Spektrum an Hilfsmitteln kann überfordern – es ist mitunter schwierig,
das Passende auszuwählen, wenn die Auswahl sehr groß ist.
Vorteile für Personal:
Für
die Pflege- und Betreuungskräfte bietet der Ausprobiertag vor allem
Weiterbildungscharakter. Sie erweitern ihr Wissen über aktuelle
Hilfsmittel und erlernen praktische Tipps zur Anwendung. Durch eigene
Erfahrungen in der Demonstration entwickeln sie ein besseres Gefühl für
die Vorteile und Grenzen jedes Geräts. Gut geschulte Mitarbeiter können
später im Alltag gezielt Hilfsmittel einsetzen und so handlungsfähiger
reagieren. Ein weiterer Vorteil ist die positive Atmosphäre: Gemeinsame
Aktionen mit Bewohnern und Angehörigen stärken das Teamgefühl. Zudem
können neue Erkenntnisse direkt in die Pflegedokumentation und -planung
einfließen – wer einen Bewohner etwa selbständig mit einer Esshilfe
sieht, weiß sofort, was im Pflegeplan ergänzt werden muss. Nicht zuletzt
fördert ein solcher Tag die Akzeptanz von Hilfsmitteln im Team, da
Technik heute als Hilfsmittel der Pflege den Alltag erleichtert und
Entlastung schafft.
Nachteile für Personal:
Auf
der negativen Seite bedeutet der Aktionstag zusätzlichen Aufwand. Die
Planung, Vorbereitung und Betreuung der Veranstaltung erfordert
Arbeitszeit, die anderen Aufgaben entzogen wird. Besonders in kleineren
Heimen kann dies eine erhebliche Belastung darstellen. Auch die Kosten
können anfallen – sei es für Verbrauchsmaterialien (z. B.
Desinfektionsmittel für ausprobierte Geräte), zusätzliche
Technikanschaffungen oder externes Personal und Beratung. Hinzu kommt,
dass nicht alle Pflegekräfte sofort mit allen Neuerungen vertraut sind.
Die Einführung neuer technischer Hilfen setzt Schulung voraus, wie
Experten betonen: „Die Akzeptanz neuer Technologien benötigt Zeit.
Pflegekräfte müssen lernen, mit neuen Technologien umzugehen und
Prozesse anzupassen“. Dieses notwendige Training bindet Ressourcen.
Außerdem besteht immer die Gefahr, dass nicht jedes Gerät dauerhaft im
Heim eingesetzt wird – womöglich haben manche Anschaffungen am Ende nur
einmal während der Aktion ihre Bewährungsprobe. Dies muss bei der
Kosten-Nutzen-Abwägung berücksichtigt werden. Schließlich erfordert der
Ausprobiertag eine klare Verantwortungsteilung: Wenn dies nicht gut
geregelt ist, können Missverständnisse über Zuständigkeiten auftreten
und das Personal zusätzlich belasten.
Anleitung zur Planung, Vorbereitung und Durchführung des Tages
Die erfolgreiche Realisierung eines Alltagshilfen-Ausprobiertages beginnt mit einer detaillierten Planungsphase. Im Vorfeld sollten die Organisatoren (z. B. Einrichtungsleitung und Pflegedienstleitung) folgende Punkte berücksichtigen und vorbereiten:
Bedarfsanalyse und Zielgruppen klären: Legen Sie fest, welche Bewohnergruppen (z. B. Rollatornutzer, Demenzpatienten) und welche Hilfsmittel besonders berücksichtigt werden sollen. Bestimmen Sie, ob der Tag offen für alle Bewohner und Angehörige ist oder zunächst auf einen Wohnbereich beschränkt bleibt. Entscheiden Sie außerdem, ob externe Fachleute (Ergotherapeuten, Pflegeberater, Pflegestützpunkt) eingeladen werden, um zu beraten.
Termin und Dauer festlegen: Wählen Sie ein Datum, das zu Ihrem Einrichtungsalltag passt (z. B. Wochentags vormittags, da dann Besucher kommen können). Rechnen Sie genügend Zeit ein – ein halber bis ganzer Tag ist üblich. Klären Sie frühzeitig, ob eventuell Kollegen freigestellt werden müssen, um Dienstplanengpässe zu vermeiden.
Raumplanung: Wählen Sie einen großen, barrierefreien Raum oder mehrere Räume, in denen verschiedene Stationen aufgebaut werden können. Der Raum sollte gut beleuchtet und bodengleich erreichbar sein. Achten Sie auf genügend Sitz- und Stehmöglichkeiten für die Besucher und auf ausreichend Platz für Rollstühle oder Rollatoren. Verteilen Sie Tische so, dass Arbeits- und Demonstrationsflächen entstehen (z. B. ein Tisch mit Ess- und Trinkhilfen, ein anderer mit Badhilfen). Sorgen Sie für eine klare Beschilderung, damit die Teilnehmer verschiedene Stationen leicht finden.
Materialliste erstellen: Erstellen Sie eine umfassende Liste aller Hilfsmittel, die präsentiert werden sollen. Denken Sie dabei an verschiedene Kategorien:
Mechanische Alltagshilfen: Greifzangen, Anziehhilfen (Schuhanzieher, Knöpfer, Reißverschluss-Helfer), spezielle Bestecke und Trinkhilfen, Rutschmatten, Haltegriffe (für Bad und WC), Aufstehhilfen, Badewannensitze, mobilitätsfördernde Kleingeräte (z. B. Ein- und Ausstiegshilfen) usw.
Technische Hilfsmittel: Sprechende Uhren und Wecker, digitale Kalender oder Erinnerungsgeräte (Tablettendispenser, Medikamentenwecker), Erinnerungssysteme für Termine, sprechende Waagen oder Messgeräte, Notrufsysteme, GPS-Ortungsgeräte für Demenzkranke, Tablets/Smartphones mit seniorengerechter Oberfläche, Hausnotrufgeräte usw.
Demonstrations- und Infomaterial: Neben den eigentlichen Hilfsmitteln sollten Informationsmaterialien bereitliegen. Dazu gehören gedruckte Produktinfos, Herstellervideos (falls möglich per Bildschirm oder Tablet zeigen), Ratgeberbroschüren oder Flyer vom Pflegestützpunkt über Hilfsmittel. Legen Sie auch Listen mit den Kontaktdaten von Lieferanten und Sanitätshäusern aus, bei denen die gezeigten Geräte bezogen werden können.
Technik und Ausstattung: Stellen Sie sicher, dass Stromanschlüsse oder WLAN für elektronische Geräte verfügbar sind. Bereiten Sie ggf. Laptops oder Bildschirme vor, um digitale Kalender-Anwendungen zu präsentieren. Bringen Sie Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen mit, um mehrere Geräte gleichzeitig zu versorgen. Außerdem sollten Tische, Stühle, ggf. eine Leinwand (für Präsentationen) und Reinigungstücher/Desinfektionsmittel bereitstehen.
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