Praxishandbuch Therapeutisches Gammeln – Die Autonomie von Menschen mit Demenz stärken

Konzept & Hintergrund
Der Titel deutet es schon an: Im Zentrum steht die Autonomie von Menschen mit Demenz. Das Buch erklärt das Konzept des „Therapeutischen Gammelns“, ein Ansatz, der bewusst gegen normierte Pflegeprogramme angeht. Statt starrer Tagesstrukturen und standardisierter Aktivierungspläne geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Demenz in den Fokus zu stellen – echtes Selbstbestimmtsein statt fremdbestimmendes Vorgehen

Begriffsklärung: „Gammeln“ klingt provokativ, zielt aber nicht auf Passivität im negativen Sinne. Vielmehr soll Raum geschaffen werden für Entspannung, Momentane Selbstbestimmung und individuellen Lebensrhythmus.

Zielsetzung: Die Pflege kontrollierter reduzieren, statt sie zu intensivieren – die Regie liegt wieder beim Betroffenen.

Gegenüberstellung: Der Autor stellt das Konzept als bewussten Gegner zu den herkömmlichen, oft überfrachteten Demenzprogrammen: „Lasst sie doch einfach in Ruhe“.
 
 
 
 

Inhaltlicher Aufbau
Das Buch umfasst rund 284 Seiten mit vielen praktischen Passagen und Gliederung:
 
1. Theoretischer Einstieg
  • Definition „Therapeutisches Gammeln“.
  • Hintergrund zur Autonomie, Selbstbestimmung und Menschenwürde im Demenzkontext.
  • Kritik an der „Demenz-Industrie“, die oft Effizienz über Individualität stellt.


2. Konzept und Voraussetzungen


  • Was braucht es für eine Gammel-Oase? (z. B. Raumgestaltung, Ressourcen, Teamkultur).
  • Rollenklarheit im Team zwischen Aktivierung und passivem Begleiten.
  • Sensibilisierung gegenüber Heimaufsicht, Angehörigen und institutionellen Vorgaben.
 

3. Umsetzung in der Praxis
  • Praxisbeispiele aus Deutschlands erster Gammel-Oase in Marl.
  • Detailanalysen der Abläufe: Wann kommt wer auf – wann geht Atmos­phäre über Aktion?
  • Wie erkennt man, was der Betroffene möchte? Auf non-verbale Kommunikation achten.

 
4. Fallstudien & Reflexion
  • Reale Situationen mit Problemlagen, unterschiedlichen Bedürfnissen und Lösungen.
  • Reflexion abseits von Klassikern wie Gedächtnistraining – stattdessen: Einfach mal nichts tun.

 
5. Tools & Bausteine
  • Checklisten, Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Einrichtung.
  • Fragebögen zur Selbstreflexion im Team.
  • Hinweise zur Dokumentation, Absprachen mit Heimaufsicht & externe Partner.


6. Herausforderungen & Lösungen
  • Umgang mit Widerstand seitens Mitarbeitender, Angehöriger und Institutionen.
  • Beispiele, wenn konventionelle Pflegekultur aneckt.
  • Empfehlungen zum Umgang mit Skepsis oder fehlender Vertrauen.

 
Autorenteam & Kompetenz
Dr. Stephan Kostrzewa, examinierter Altenpfleger, Palliative-Care-Expert, Sozialwissenschaftler – aktive Beratung in Einrichtungen, und Initiator der Gammel-Oase in Marl.

Gisela Kreutz und Christian Löbel ergänzen mit Praxiserfahrung und sozialwissenschaftlichen Perspektiven – für methodische Reflexion.

Diese Kombination aus wissenschaftlicher Fundierung (Bezug auf Sozialwissenschaft und Pflegeethik) und praktischer Umsetzung schafft Glaubwürdigkeit und Relevanz.
 
 
Besonderheiten & Mehrwert
  • Radikales personenzentriertes Pflegekonzept – im Gegensatz zum üblichen Fokus auf Aktivierung.
  • Konkrete Anleitungen – kein theoretisches Bla, sondern Tools, Fragebögen, Checklisten.
  • Erfahrungsbasiert & realitätsnah – direkt aus einer gelebten Gammel-Oase.
  • Anpassbar – kann in Pflegeteams als Team-Entwicklung genutzt werden.
  • Perspektive für mehr Lebensqualität – fokussiert auf letzte Lebensphasen und emotionale Bedürfnisse.


Methodik & Qualität
  • Wissenschaftlich fundiert: Der theoretische Einstieg belegt die Autorität ohne akademischen Ballast.
  • Praxisabhängig: Fallbeispiele stammen aus echten Pflegeumgebungen, mit echter Personenzentrierung.
  • Reflexion & Kritikfähigkeit: Das Buch zeigt auch Probleme auf – etwa die Grenzen in WTGs oder bei fehlender Umsetzungstreue.
  • Struktur & Handhabbarkeit: Durch Gliederung in Schritte, Reflexionshilfen, Tools gut als Arbeitsbuch geeignet.

 
Externe Einschätzungen
  • Schlaunews nennt es „klarer Gegenentwurf zur absurden Logik“ der klassischen Demenzversorgung.
  • Gemeinsam-Leben-mit-Demenz lobt die Verständlichkeit und Nutzerfreundlichkeit: > „wissenschaftlich fundiert und trotzdem verständlich und gut zu lesen“.
  • Praxisreflexionen zeigen, dass nicht jedes Umfeld als Gammel-Oase funktioniert – aber der Ansatz nachvollziehbar bleibt.
 

Bewertung – Ist es sinnvoll & anschaffenswert?

Stärken:
  • Innovativer Ansatz: Fördert emotionale Selbstbestimmung, Achtsamkeit und Rücksicht auf Bedürfnisse.
  • Anwenderfreundlich: Kein akademisches Layout, sondern kluger Mix mit Werkzeugen.
  • Nachhaltig: Baut auf bestehende Einrichtungen auf, ergänzt Organisationsprozesse sinnvoll.
  • Ethisch wertvoll: Setzt bewusst auf Menschenwürde und Autonomie, statt Medikamenten- oder Aktivierungszwang.


Schwächen:
  • Umsetzungshürden in konventionellen Heimen: Bürokratie, Heimaufsicht, Personalstrukturen.
  • Begriff „Gammeln“ kann missverstanden werden – offensivere Kommunikation nötig.
  • Erste Erfahrungen stammen aus einer Einrichtung – größere Evaluationen noch offen.

 
Wann lohnt sich das Buch?
  • Für Pflegefachkräfte, Leitungspersonal & Sozialarbeiter in Demenz-WGs oder Heimen.
  • Für Pflegewissenschaft, Ethik und Studium im Bereich Altenpflege.
  • Als Weiterbildungstool innerhalb von Teams, etwa zu Achtsamkeit und personenzentrierter Pflege.

 
Preis-Leistung
Taschenbuch + eBook: 49,90 € 
Umfang: 284 Seiten
Ergebnis: Faire Investition – hohe Nutzbarkeit, viele Tools, praxiserprobt.

 
 
Fazit
Das "Praxishandbuch Therapeutisches Gammeln" ist ein bemerkenswertes Handbuch, das bewusst gegen die Tendenz der „überaktiven“ Demenzversorgung anschreibt. Anstatt standardisierter Aktivierungsprogramme rückt es die Selbstbestimmung in den Vordergrund – und zwar auf der Grundlage eines ethisch fundierten, theoretisch reflektierten und praktisch umsetzbaren Konzepts.

Mit Fallbeispielen aus der ersten Gammel-Oase und Medien- wie Praxisbezug bietet es ein Werkzeug, das Pflegekräfte und Leitungen Schritt für Schritt begleitet: von der Einrichtung einer Gammel-Oase bis zum Umgang mit Widerständen im Pflegealltag. Zahlreiche Checklisten, Fragebögen und Reflexionsanleitungen machen es ideal für die teamgestützte Implementierung.

Externe Stimmen loben die Verständlichkeit und den klaren Gegenentwurf zur Pflege-Routine. Kritisch angemerkt wird, dass der Erfolg stark von der Organisationskultur abhängt. Dennoch ist das Buch eine anregende Bereicherung für jede Einrichtung, die Menschen mit Demenz näher an ihre Bedürfnisse heranbringen möchte – und damit an Lebensqualität und Würde.

Empfehlung: Wenn du oder dein Team eine alternative, personenzentrierte Herangehensweise in der Demenzpflege sucht, ist dieses Buch absolut wert der Anschaffung. Es kann ein echter Impulsgeber sein – sowohl inhaltlich als auch organisatorisch.
 


Gesamteindruck:
Ein fundierter, praxisnaher, und mutiger Leitfaden für mehr Autonomie in der Demenzpflege – empfehlenswert für Fachpersonal, Leitungskräfte und fortschrittlich denkende Pflegeinstitutionen.

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