Gemeinsames Frühstück
Gemeinsame Frühstücksrunden sind im Alter mehr als reine Nahrungsaufnahme – sie dienen als soziales Ritual, das Gemeinschaftsgefühl stärkt und Erinnerungen weckt. Schon in der klassischen Altenpflege zeigt sich, dass geplante Mahlzeiten dem Tag Struktur geben und soziale Teilhabe ermöglichener. Regelmäßige Gemeinschaftsaktivitäten wie das tägliche Frühstück können Einsamkeit reduzieren und Sicherheit vermitteln. Der gemeinsame Morgenkaffee oder Tee bei netten Gesprächen fördert den Kontakt untereinander, weckt Lebensfreude und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Bewohnern bietet das Frühstück somit die Chance, wichtige soziale Bindungen zu pflegen und mit einem positiven Erlebnis in den Tag zu starten.
Ein gemeinsames Frühstück am Morgen kann Lebensfreude und ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Die Beteiligten decken oft den Tisch gemeinsam ein und genießen es, ein entspanntes Essen in vertrauter Atmosphäre zu erleben. So wird das Frühstück zum Ritual, das Sicherheit gibt: Der Duft von frischem Brot oder Kaffee aktiviert die Sinne und weckt oft auch Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte. Ältere Menschen können durch das gemeinsame Essen zudem ihre Selbstständigkeit stärken: In aktivierenden Konzepten führen sie Handgriffe wie Brötchenschmieren oder Kaffeekochen möglichst selbständig aus, was Alltagskompetenz und Entscheidungsfähigkeit fördert.
Ziele und Wirkung gemeinsamer Frühstücksrunden
Ein zentrales Ziel gemeinsamer Frühstücke ist die soziale Teilhabe. Durch den regelmäßigen Austausch am Tisch fühlen sich Senioren nicht mehr allein, sondern als Teil einer vertrauten Gemeinschaft. Die gemeinsame Mahlzeit fördert Gespräche, gemeinsame Erinnerungen und gegenseitiges Zuhören. Dabei kann über Vergangenes oder Aktuelles gesprochen werden – dies stärkt die psychische Gesundheit und das Zugehörigkeitsgefühl. Zugleich gibt das Frühstück dem Tag eine feste Struktur: Ein geregelter Tagesablauf mit klaren Essenszeiten gibt Orientierung und nimmt Ängste, weil die Beteiligten wissen, was als Nächstes kommt.
Weiterhin hat ein gemeinsames Frühstück aktivierende und stützende Effekte: Durch bewusstes Benennen und Ertasten der Speisen, beispielsweise „Hier ist Käse, hier ist Marmelade“, werden Sprache und Sinne angeregt. Der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee oder das bunte Ensemble von Obst und Brot kann Erinnerungen auslösen und für Gesprächsstoff sorgen. Dies ist besonders für demenziell erkrankte Menschen wichtig, denn vertraute Reize (wie eine alte Kaffeemühle oder bekanntes Geschirr) vermitteln Sicherheit und helfen, Identität zu wahren. Fachliteratur betont, dass gemeinsame Mahlzeiten in angenehmer Atmosphäre dazu beitragen, die Nährstoffversorgung sicherzustellen und Demenzkranke vor Unterernährung zu schützen.
Zudem wird durch die Frühstücksrunde die Selbstwirksamkeit der Älteren gefördert. Wenn sie beispielsweise selbstständig ihr Brötchen schneiden oder sich am Tisch aktiv beteiligen dürfen, stärken sie ihr Selbstwertgefühl und ihre Alltagskompetenz. Langjährige Routinen wie das morgendliche Frühstücken geben im Alter Orientierung und steigern das Gefühl der Normalität. Studien und Berichte zeigen, dass sich Bewohner nach einer Phase mit betreutem Frühstücksritual oft wieder mehr trauen – sie decken den Tisch und schmieren ihr Brötchen zunehmend wieder selbst.
Vor- und Nachteile sowie Herausforderungen
Nutzen: Der Nutzen eines gemeinsamen Frühstücks liegt vor allem in der Förderung von Lebensqualität und sozialer Integration. Studien belegen, dass Senioren beim gemeinsamen Essen mehr essen und besseren Appetit entwickeln, da die soziale Komponente das Wohlbefinden hebt. Es vermittelt Geborgenheit und Struktur, was Ängste abbaut, sowie allgemein ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit. Positive Effekte zeigen sich auch im emotionalen Bereich – durch Gespräche und Lachen am Tisch wird Isolation vermieden und die Tageslaune verbessert. Ein genussvolles Frühstück in freundlicher Atmosphäre gibt älteren Menschen das Gefühl, wichtig genommen zu werden und steigert ihre Zufriedenheit im Heim- oder Pflegealltag.
Herausforderungen und Nachteile: Praktisch kann ein gemeinsames Frühstück jedoch organisatorischen Mehraufwand bedeuten. Betreuungskräfte müssen mehr Personal koordinieren, den Raum vorbereiten und nach dem Essen reinigen. Hygienevorgaben sind zu beachten: Tische und Geschirr müssen gründlich sauber gehalten werden, und gerade bei offenen Buffets sind korrekte Temperaturnachweise und Schutzmaßnahmen (z.B. Händewaschen der Senioren, Abdeckung der Speisen) erforderlich, um Lebensmittelhygiene sicherzustellen. Darüber hinaus muss auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen werden (siehe unten).
Auch Gruppendynamik kann eine Herausforderung sein. Unterschiedliche Essgeschwindigkeiten, Gesprächsstile oder laute Geräusche mancher Teilnehmenden können Unruhe stiften. Fachpersonen raten deshalb zu durchdachter Sitzordnung: So sollten zum Beispiel Menschen mit Schluckgeräuschen nicht direkt nebeneinander sitzen, um Appetit nicht gegenseitig zu mindern. Konflikte können entstehen, wenn bestimmte Gäste zu lange am Tisch bleiben oder wenn der Rhythmus nicht zu den Schlaf- und Essgewohnheiten aller passt. Manche Senioren haben morgens nur wenig Appetit oder sind noch nicht ganz munter; hier braucht es Geduld und Alternativen (z.B. einen leichten Tee oder spätes Frühstück für Langschläfer).
Ernährungsbedürfnisse: Ältere Menschen haben oft besondere Ernährungsanforderungen. Kau- und Schluckbeschwerden erfordern möglicherweise weiche oder pürierte Kost. Zudem schmecken Senioren oft nur noch milder oder bevorzugen leichte Kost, da das Durst- und Hungergefühl abnimmt. Ein weiterer Aspekt ist die Vielfalt an Diätformen: Viele Heimbewohner folgen aus gesundheitlichen, religiösen oder persönlichen Gründen speziellen Kostformen. Ein gemeinsames Frühstück muss diese Differenzen berücksichtigen – zum Beispiel vegetarische oder Diabetikerkost anbieten und Allergien beachten. Gelingt dies nicht, kann der inklusive Charakter leiden, wenn manche kaum etwas Essen finden, das ihnen schmeckt. Schließlich benötigt gemeinsames Essen mehr Ressourcen: Es wird geeigneter Raum (Speisesaal) gebraucht sowie Materialien (Tischwäsche, ansprechendes Geschirr) und Betreuungspersonal, das beim Servieren und Helfen zur Hand ist. Vor allem in ambulanten Situationen entstehen zudem Zusatzaufwände, wenn Betreuungskräfte Senioren zum Frühstück begleiten oder Fahrdienste organisieren.
Umsetzung in der Praxis durch Betreuungskräfte
Die erfolgreiche Durchführung eines gemeinsamen Frühstücks erfordert sorgfältige Planung. Nachfolgend einige praktische Leitlinien:
Raumgestaltung und Atmosphäre: Wählen Sie einen hellen, freundlichen Raum mit ausreichend Platz, in dem Rollstühle oder Rollatoren gut zugänglich sind. Ruhige Hintergrundmusik, gemütliche Dekoration (zum Beispiel Tischblumen oder saisonale Deko) und gedeckte Tische schaffen eine angenehme Atmosphäre. Gut sichtbare Namensschilder oder vertraute Sitzplätze geben Orientierung. Achten Sie auf ausreichende Beleuchtung (ältere Augen benötigen mehr Licht) und gedämpfte Außengeräusche, damit Hörgeschädigte nicht überfordert werden. Frisch gelüfteter Raum und eine angenehme Raumtemperatur tragen zusätzlich zum Wohlfühlen bei. Manche Einrichtungen setzen auch nostalgische Akzente – etwa mit Porzellangeschirr oder einer alten Kaffeemühle – um Erinnerungen anzuregen.
Zeitliche Planung: Das Frühstück sollte in die Tagesstruktur fest eingebunden sein und möglichst täglich zur gleichen Zeit stattfinden. In stationären Einrichtungen ist der Vormittag üblich, etwa 8–10 Uhr. In Tagespflege oder ambulant kann man sich flexibel an den Bedürfnissen orientieren (zum Beispiel für Langschläfer erst gegen 10 Uhr). Wichtig ist, dass genügend Zeit eingeräumt wird. Viele Senioren essen langsamer, und wenn sie sich gehetzt fühlen, kann das den Appetit verderben. Eine entspannte Atmosphäre, ohne Zeitdruck, fördert Genuss und gemeinsame Gespräche. Bei Bedarf kann das Frühstück aufgelockert werden – z.B. mit einem kleinen Spaziergang danach oder einem Zeitungsvorlesen am Tisch.
Auswahl der Lebensmittel: Das Frühstück sollte abwechslungsreich und ausgewogen sein. Gute Zutaten sind Vollkornbrot und -brötchen (Kohlenhydrate und Ballaststoffe), milde Käse- und Wurstsorten sowie pflanzliche Aufstriche, Eier oder Joghurt (Protein) sowie frisches Obst oder Gemüsesticks (Vitamine). Auch Milch oder Pflanzendrinks liefern Kalzium. [26] betont, dass ein gutes Frühstück in etwa zu je einem Viertel aus Eiweiß und Kohlenhydraten und zur Hälfte aus Vitaminen, gesunden Fetten und Gemüse bestehen sollte. Süße Varianten (wie Haferbrei mit Obst) und salzige (z. B. Vollkornbrot mit Rührei und Kräutern) können je nach Präferenz angeboten werden. Berücksichtigen Sie Vorlieben und Unverträglichkeiten: Sorgen Sie für laktosefreie Milchprodukte, glutenfreie Alternativen oder zuckerreduziertes Obstkompott, wenn nötig. Achten Sie darauf, dass der Eiweiß- und Energiegehalt ausreichend ist: Viele Senioren essen weniger, weshalb proteinreiche Speisen (Eier, Quark) und kleine, nährstoffreiche Snacks besonders wertvoll sind.
Einbindung der Senioren: Binden Sie die betreuten Personen nach Möglichkeit aktiv mit ein. Lassen Sie sie Teller und Tassen verteilen, den Tisch decken, Brötchen austeilen oder Kaffee kochen (oder einschalten). Viele genießen es, helfen zu dürfen – das vermittelt das Gefühl, gebraucht zu werden. Fragen Sie die Senioren nach ihren Lieblingsmarmeladen oder Teevorlieben und ermuntern Sie sie, kleinste Aufgaben zu übernehmen („Kannst du den Brotaufstrich reichen?“). Durch solche Aktivitäten fühlen sich die Senioren einbezogen und üben zugleich feinmotorische Fähigkeiten. Dabei ist Geduld wichtig: Motivieren Sie stets freundlich und loben Sie jeden noch so kleinen Erfolg. Das gemeinsame Vorbereiten (z.B. Rührei anrühren, Obstsalat schnippeln) kann bei geübten Gruppen zum Ritual werden und die Gemeinschaft stärken. Die Ergotherapeutin B. A. Zehnder empfiehlt, auch mobilitätseingeschränkten Bewohnern Gelegenheit zu geben, sich in Prozesse der Essenszubereitung einzubringen, denn einfache Tätigkeiten vermitteln Normalität und Struktur.
Diäten und Schluckstörungen: Nehmen Sie Rücksicht auf spezielle Ernährungsbedürfnisse. Bereiten Sie konsistenzangepasste Speisen vor (püriert oder weich gekocht für Menschen mit Kau- bzw. Schluckproblemen) und dekorieren Sie diese ansprechend (z. B. durch Obstmus oder farbige Deko), um die Akzeptanz zu erhöhen. Ergänzen Sie Mahlzeiten bei Bedarf mit angereicherter Kost (Mehrnährstoffdrinks oder Nüsse) für Personen mit Appetitmangel. Bieten Sie kleinere Portionen und gerne auch Fingerfood (kleine belegte Brote, Haferkekse, Mini-Rühreier) an, falls das Essen mit Messer und Gabel zu mühsam ist. Stellen Sie immer reichlich Getränke bereit und erinnern Sie – insbesondere bei Demenz – ans Trinken. Sitzkissen oder erhöhte Polster können Schluckkomfort verbessern. Grundsätzlich gilt: Fragen Sie im Zweifelsfall die Diätassistenz oder den behandelnden Arzt/Ernährungsberater nach geeigneten Menüformen ab.
Einsatz bei demenziell veränderten Menschen: Bei Demenzkranken nimmt die Bedeutung des Frühstücksrituals besonders zu. Eine konstante, liebevolle Begleitung durch vertraute Betreuungspersonen ist wichtig: Beständige Gesichter am Tisch geben Orientierung und Sicherheit. Reduzieren Sie Ablenkungen – etwa laute Geräusche oder zu viele gleichzeitig sprechende Personen – und sprechen Sie in kurzen Sätzen. Nutzen Sie die Mahlzeit zur Erinnerungspflege: Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes können aufblitzen, wenn bekannte Speisen oder Rituale auftauchen. Zum Beispiel bringt eine „Aktivierende Frühstücksrunde“ in Kursana-Heimen saisonale Themen ins Gespräch: Beim Schmieren von Erdbeermarmelade oder Kaffeetrinken spricht man über Feste und Traditionen, was vielen Teilnehmenden Halt gibt. Untersuchungen empfehlen, einfache Routinehandlungen einzuüben: Jeder taktile Griff wird bewusst benannt und begleitet („Du schneidest jetzt das Brot, gleich bekommen wir auch Käse“). Das stärkt Selbstachtung und geistige Aktivierung. Integration von Biografiearbeit ist ebenfalls hilfreich: Fragen Sie nach Lieblingsgerichten aus früheren Zeiten oder dekorieren Sie den Tisch mit altersbezogenen Bildern. Solche Anreize im vertrauten Umfeld (zum Beispiel ein geliebtes Porzellantassenset) vermitteln Wertschätzung und regen Erinnerungen an. Langfristig hilft regelmäßiges, strukturiertes Frühstücken dabei, Tagesrhythmen zu stabilisieren und dadurch Ängsten der Menschen mit Demenz vorzubeugen.
Rituale, Thementage und Wochenplan: Um das Interesse am Frühstück aufrechtzuerhalten, können Rituale und thematische Angebote eingebaut werden. So bieten manche Einrichtungen wöchentlich festgelegte Frühstücksformen an („Montags Rührei-Tag“, „Freitag mit Fischaufstrich“ oder saisonale Buffets), was Vorfreude schafft. Auch Feiertags-Frühstücksrunden (etwa am Adventssonntag oder zu Ostern mit speziellen Dekorationen) stärken die Gemeinschaft. Themen wie „Frühstück wie in früheren Zeiten“ (mit alten Rezepten oder Tischdekoration aus Großmutters Zeiten) eignen sich besonders für die Erinnerungspflege. Tragen Sie solche Termine in den Wochenplan ein, damit Angehörige und alle Mitarbeitenden Bescheid wissen. Wichtig ist, dass das Ritual angenehm und freiwillig bleibt: Niemand soll sich gezwungen fühlen. Hilfreich ist es auch, Angehörige oder Ehrenamtliche einzubeziehen, die gelegentlich bei der Gestaltung helfen – etwa durch Kuchenbacken oder musikalische Unterhaltung beim Frühstück.
Praxisbeispiele und bewährte Maßnahmen
Stationäre Einrichtungen: In vielen Heimen und Wohngruppen haben sich besondere Frühstücksangebote etabliert. So berichtet das Seniorenzentrum Clarissenhof Ulm von einem neuen „großrunden“ Frühstück im Speisesaal: Dort decken sich Bewohner jeden Freitag gemeinsam ein Buffet mit Vielfalt – von Wurst- und Käseplatten bis zu Rührei und Lachs – und beginnen in geselliger Runde in den Tag. Eine Kursana-Residenz beschreibt eine aktivierende Frühstücksrunde für demenziell Erkrankte: Hier helfen die Bewohner gemeinsam beim Tischdecken, benennen Zutaten und riechen an frisch gemahlenem Kaffee. Die regelmäßig stattfindende Runde führt nach einiger Zeit dazu, dass viele Teilnehmende ihre Frühstücksbrötchen wieder selbst schmieren und wieder an Entscheidungsfreiheit gewinnen. Solche Maßnahmen werden von Mitarbeitenden als Erfolg gewertet, da die Senioren mehr Alltagsfähigkeiten zurückerlangen. In diesem Umfeld legen die Teams großen Wert auf die Essbiografie: Küchenteams besuchen oft die Bewohner auf den Stationen, hören Wünsche – etwa nach selbstgemachten Marmeladen oder speziellen Rezepten – und integrieren diese in den Speiseplan.
Ambulante / Tagespflege-Angebote: Auch außerhalb des Heims fördern Tagespflegen gemeinschaftliches Frühstücken. Tagespflegeeinrichtungen wie das Parkwohnstift stellen es an den Anfang des Programms: „Gemeinsames Frühstück – der perfekte Start in den Tag. Unsere Gäste genießen dabei eine genussvolle Zeit in Gemeinschaft“. In solchen Settings essen meist betreute Gruppen mit wechselnden Gästen zusammen; manchmal dienen mobile Frühstückswagen, Cafés im Haus oder ein großer Frühstückstisch als Treffpunkt. Auch hier wird Wert auf Auswahl und Atmosphäre gelegt: Kleine Brotauswahlen, frisch gebrühter Kaffee und Obst sollen den Senioren den Morgen versüßen. Pflegedienste, die ambulant begleiten, erinnern oft an Frühstückstermine oder bringen das Frühstück – beispielsweise ein ausgewogenes Brötchenbuffet – zu Hause vorbei. In der häuslichen Umgebung kann das zu zweit eingenommene Frühstück mit dem Klienten Vertrauen schaffen und eine persönliche Ansprache ermöglichen.
Menschen mit Demenz: Speziell für demenziell veränderte Menschen werden oft eigene Frühstücksangebote entwickelt. Manche Memory-Zentren veranstalten etwa regelmäßige Frühstücksgruppen, in denen Senioren bei Livemusik oder mit Bastelaktivitäten zum Mitmachen eingeladen werden. Hier steht das Erleben im Vordergrund: Duftaromen bekannter Speisen, gemeinsame Bewegung (z. B. „Omas Gymnastikübungen im Rhythmus der Frühstücksmelodie“) und ruhige Beschallung unterstützen die Kognition. Fachkräfte berichten, dass selbst simple Dinge wie dieselbe Lieder zum Frühstück (wie früher in der Kindheit) oder saisonale Deko das Gemeinschaftsgefühl stärken. Ein Beispiel ist die Erinnerungspflege: In einer Einrichtungen wurden zum Frühstück Fotos aus alten Fotoalben herumgereicht und darüber gesprochen, welche Speisen Großmutter früher gekocht hat. Dieses biografische Element gab vielen Klienten ein Gefühl von Kontinuität. Durchgängige Rituale – immer dieselbe Reihenfolge von Lied, Gebet oder Zubereitungsschritten – geben zudem Struktur, sodass sich Demenzkranke leichter im Ablauf orientieren können.
Insgesamt zeigen praktische Berichte, dass ein gemeinsames Frühstück sowohl stationär als auch ambulant positive Effekte erzielt, wenn es wohlüberlegt geplant wird. Für Betreuungskräfte gilt: Schaffen Sie mit kleinen Schritten einladende Frühstückssituationen – seien es gedeckte Tische im Haus oder Spaziergänge zu einem Café – und lassen Sie die Senioren daran teilhaben. Die Beispiele aus der Praxis verdeutlichen, dass selbst unter erschwerten Bedingungen (z.B. Sprach- oder Bewegungsstörungen) viele Anpassungen möglich sind, um das Frühstück zum festen, wertvollen Ritual des Tages zu machen.
Ideen für ein gemeinsames Frühstück
Gemeinsame Mahlzeiten sind in der Seniorenbetreuung mehr als reine Nahrungsaufnahme. Sie fördern soziale Kontakte und geben – gerade Menschen mit Demenz – einen stabilen Tagesablauf. Ein thematisch gestaltetes Frühstück kann dabei Geborgenheit vermitteln, Erinnerungen wecken und die Sinne anregen. Nachfolgend finden Betreuungskräfte 50 kreative Frühstücksideen, jeweils mit Beschreibung, Material- und Zutatenliste, thematischen Impulsen und einem Praxisbeispiel.
Therapeutisches Aktivierungsfrühstück
In dieser Frühstücksrunde geht es neben dem Essen auch um Aktivierung und Alltagskompetenz. Die Teilnehmenden decken gemeinsam den Tisch, benennen Speisen und machen alle Handgriffe bewusst mit. Dabei entsteht ein vertrauter Rahmen, der Geborgenheit vermittelt und Erinnerungen weckt.
Material und Zutaten: Tischdecke, Teller, Besteck und Gläser; Porzellangeschirr; frische Brötchen und Brot; Butter, Wurst- und Käsescheiben, Marmelade; Kaffee, Tee (Milch, Zucker).
Thematische Impulse: Erinnerungsarbeit (Fragen nach Frühstücksgewohnheiten früher); feste Rituale für Orientierung; Ansprache aller Sinne (Duft von Kaffee, Geschmack von Butterbrot); Demenzfreundlich (klare Speisenbeschriftung, Bilder zur Orientierung).
Praxisbeispiel: In der Kursana-Residenz Prien ist das „aktivierende Frühstück“ Teil des Morgens: Bewohner decken den Tisch mit Anleitung selbst, riechen frisch gemahlenen Kaffee und sprechen über morgendliche Abläufe. Mit der Zeit gewannen Betroffene dabei wieder mehr Selbstständigkeit beim Essen – etwa schneiden sie ihr Brötchen nun wieder selbst und wählen eigenständig den Belag aus.
Bewegungsimpuls/Gesprächsanregung: Alle heben beim Einschenken einer Kaffeekanne langsam die Arme über den Kopf, um den Kreislauf anzuregen. Anschließend leichte Dehn- oder Aufstehübungen (z.B. kurz um den Tisch gehen) einbauen.
Italienisches Frühstück
Ein Espresso oder Cappuccino mit süßem Hörnchen (Brioche) oder Croissant bringt italienisches Flair. Dazu passt ein „Caprese“-Teller aus frischen Tomatenscheiben, Mozzarella und Basilikum. Die Bewohner erleben ein mediterranes Ambiente und können an Italienurlaube oder familiäre Traditionen anknüpfen.
Material und Zutaten: Espressomaschine oder Caffettiera; Cappuccino-Tassen; frische Cornetti oder Hörnchen; Butter und Orangenmarmelade; Tomaten, Mozzarella, Basilikum; Parmaschinken oder Prosciutto (optional); Olivenöl, Espresso- oder Milchschaum-Zutaten.
Thematische Impulse: Erinnerungen an Italienreise(n) und Lieblingsgerichte; Biografiearbeit zu Familienfesten mit italienischem Essen; Sinnesanregung durch Kaffee- und Backduft; internationale Küche (Erkunden, woher Zutaten stammen); eventuell musikalische Untermalung (italienische Lieder, Tarantella).
Praxisbeispiel: In einem Pflegeheim gab es einen „italienischen Morgen“. Sanfter Chorgesang mit italienischen Arien lief, während Bewohner selbst Croissants aufschlugen und bestückten. Eine Bewohnerin erzählte von einem Café an der Küste Liguriens, wo sie frühstückte. Die genussvolle Atmosphäre fühlte sich für alle wie ein Kurzurlaub an.
Bewegungsimpuls/Gesprächsanregung: Beim Kaffeetrinken kleine Dehnungsübungen: Arm über den Kopf strecken, als würde man an eine Espressotasse greifen. Danach können alle zusammen eine Runde im Sitz rhythmisch zur Musik wippen.
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