Naturmandalas legen
Naturmandalas sind kreative Gestaltungen, bei denen verschiedene Naturmaterialien (Blätter, Rinde, Zapfen, Steine, Sand, Blüten, Samen o. Ä.) zu einem symmetrischen Bild oder Kreis angeordnet werden. Für ältere Menschen können solche Mandalas eine Brücke zu ihren biografischen Wurzeln und zur Naturerfahrung vergangener Zeiten sein. Viele Senioren hatten in ihrer Jugend häufiger Kontakt zur Natur – etwa bei Spaziergängen, im Garten oder bei Feldarbeit. Das Sammeln und Legen von Naturmaterialien weckt Erinnerungen an diese Zeiten, weil bestimmte Gerüche, Farben oder Formen Kindheitserinnerungen hervorrufen können. Durch die sinnliche Beschäftigung mit vertrauten Elementen (frisches Moos, rauhe Rinde, bunte Herbstblätter) werden wahrnehmungs- und gedächtnisfördernde Reize gesetzt, die das Wohlbefinden steigern. Naturaktivitäten wie Spaziergänge und Gartenarbeit gehören zu den bewährten Methoden, um Stimmung zu heben und Erinnerungen anzuregen. Auch das gemeinsame Schaffen eines Naturmandalas wirkt beruhigend: Es fördert die Achtsamkeit und Präsenz im Moment, verbindet Kreativität mit körperlichem Erleben und stärkt das Gefühl der Gemeinschaft.
Zielsetzung
Mit Naturmandalas sollen mehrere Entwicklungs- und Wohlfühlezwecke verbunden sein. Ziel ist es, Sinne und Wahrnehmung gezielt zu aktivieren: Durch das Berühren, Riechen und Anschauen unterschiedlichster Naturmaterialien werden verbliebene Seh-, Tast- und Geruchssinne angeregt. Dies kann nicht nur das Gedächtnis anregen, sondern auch die Aufmerksamkeit stärken. Parallel fördert das Gestalten künstlerischer Muster die Kreativität und das ästhetische Empfinden. Dabei stehen Nichtwissen und Phantasie im Vordergrund – Seniorinnen und Senioren müssen keine „künstlerischen Leistungen“ vollbringen, sondern dürfen spielerisch eigene Ideen umsetzen. Naturmaterialien gelten als hilfsreich, da ihre eigene Schönheit das Gestalten erleichtert; Menschen, die sich selbst als nicht kreativ einschätzen, erleben sich beim Legen von Mandalas oft als „schöpferisch“ und erfahren positive Rückmeldungen durch die natürliche Ästhetik.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Achtsamkeit: Die symmetrischen Muster und der meditative Prozess wirken entspannend. Ähnlich wie beim Ausmalen klassischer Mandalas lenkt die konzentrierte Tätigkeit von Sorgen ab. Zudem schafft die Tätigkeit einen bewussten Moment des Innehaltens, in dem Senioren einfach im „Hier und Jetzt“ verweilen. Nicht zuletzt stärkt das gemeinsame Legen eines Mandalas die soziale Interaktion. In Gruppenarbeiten werden Teamfähigkeit und Kommunikation gefördert – die Teilnehmenden tauschen sich über Farben, Materialien und Erinnerungen aus.
Insgesamt steht das Naturmandala als niedrigschwellige Aktivierungsmethode für Freude am Tun, Erfolgserlebnisse und sinnliche Stimulation. In enger Verbindung zur Biografie der Teilnehmenden kann es gezielt biografische Elemente aufnehmen (z. B. Lieblingsblumen der Kindheit) und so Erinnerungsarbeit unterstützen. Zielsetzungen wie die Förderung der Feinmotorik (durch Aufnehmen und Ablegen kleiner Gegenstände), die Stärkung der Konzentration und die Förderung der inneren Ruhe ergänzen sich in diesem Angebot und können das allgemeine Wohlbefinden steigern.
Vor- und Nachteile im Alltag stationärer Pflegeeinrichtungen
Vorteile: Die Arbeit mit Naturmandalas bietet vielfältige positive Effekte. Zum einen stellt sie eine kostengünstige Aktivität dar, da Materialien oft umsonst gesammelt werden können. Naturmaterialien sind leicht verfügbar (z. B. im Garten oder Park) und vielseitig einsetzbar – von groben Zapfen bis zu filigranen Blüten. Sie regen alle Sinne an: Vogelgezwitscher im Hintergrund und der Duft von Blumen können auch bei Demenzpatienten positive Emotionen hervorrufen. Die Bewegung beim Sammeln (vielleicht draußen im geschützten Garten) fördert die Mobilität und Koordination. Gleichzeitig stärkt die Naturerfahrung das Immunsystem (frische Luft, Sonnenlicht) und hebt die Stimmung.
Der Gruppencharakter einer Naturmandala-Aktion kann Vereinsamung vorbeugen. Gemeinsames Arbeiten fördert Geselligkeit und Zusammenhalt – ähnlich wie andere Gruppenaktivitäten, nur dass hier die Aufmerksamkeit automatisch auf die Natur gerichtet wird. Praktische Erfahrungen zeigen, dass Senioren „draußen drinnen“ Erfahrungen sammeln können: Schon Fotos von Blumen oder das Spüren einer Baumrinde auf der Hand können Naturerinnerungen wachrufen und zu Gesprächen führen. Zudem besteht wenig Leistungsdruck; Naturmandalas sind per se „vergänglich“ und laden zum Ausprobieren ein.
Nachteile/Risiken: Die Umsetzung im Pflegealltag erfordert etwas Vorbereitung und Vorsicht. Ältere Menschen haben oft reduzierte Ausdauer, weshalb längeres Sammeln im Freien oder Bücken vermieden werden sollte. Ungleichmäßiges Terrain, Regen oder Hitze können den Ablauf behindern. Es muss auf barrierefreie Wege und ausreichend Sitzmöglichkeiten geachtet werden (ähnlich wie bei Spaziergängen). Einige Naturmaterialien können Allergien auslösen (z. B. Pollen von Blüten, Schimmel auf altem Laub). Offene Feuerstellen oder scharfe Gegenstände (trockene Nadeln, Stacheln) sind zu meiden. Außerdem entsteht oft Dreck (Blumenerde, Laub, Sand), der aufgekehrt werden muss – in vielen Einrichtungen sollten aus hygienischen Gründen feste Unterlagen (Tücher, Karton) verwendet werden.
Hinzu kommt, dass Naturmandalas im Garten oder Park mit wechselnden Witterungen zu tun haben. Wind oder Regen können die Arbeit stören oder die Materialien verändern. Die Betreuungskräfte müssen daher flexibel planen (alternative Innenaktivität bereitstellen). In manchen Fällen fehlen geeignete Orte – nicht jeder Pflegeheim-Garten ist ausgestattet. Wenn die Mobilität sehr eingeschränkt ist, ist der Ausflug „in die Natur“ schwierig; dann müssen Naturmaterialien hereingeholt werden, was zusätzlichen Organisationsaufwand bedeutet. Letztlich erfordert die Aktivität eine gute Gruppendynamik: Menschen mit Demenz können durch komplexe Aufgaben überfordert werden, wenn die Anforderungen nicht angepasst werden (siehe unten).
Trotz dieser Einschränkungen überwiegen in der Regel die Vorteile. Die Bewegung an der frischen Luft (falls möglich) verbessert Fitness und Kreislauf, während die sinnliche Beschäftigung Stress abbaut und Ängste mildert. Mit angemessener Planung (Sitzgelegenheiten, Schatten, Pausen, Urkunden) können alle genannten Nachteile weitgehend kompensiert werden.
Anleitung zur Vorbereitung und Durchführung
Vorbereitung: Überlegen Sie sich zunächst einen geeigneten Ort und Zeitpunkt. Ideal ist ein ruhiger, möglichst barrierefreier Außenbereich (Garten, Hof oder Park) mit Platz zum gemeinsamen Sitzen oder Stehen im Kreis. Bei schlechtem Wetter oder eingeschränkter Mobilität kann die Aktivität auch im großen Gemeinschaftsraum stattfinden – legen Sie dann die Materialien z. B. auf einem großen Teppich oder Bautisch aus. Sorgen Sie für ausreichende Sitzgelegenheiten oder Stehhilfen und planen Sie maximal eine Stunde pro Termin ein.
Informieren Sie die Senioren vorher über die Aktivität – z. B. mit einem einfachen Hinweis („Heute legen wir gemeinsam ein Mandala aus gesammelten Naturmaterialien“). Helfen Sie gegebenenfalls bei der Kleiderwahl (bequeme Schuhe, wettergerechte Kleidung, bei Sonnenschein Sonnenhüte, bei Kälte Jacken). Legen Sie eine Transportbox oder Tüte bereit, in der gesammelte Materialien gesammelt werden. Haben Sie Papiertücher oder feuchte Lappen griffbereit, um bei Bedarf Schmutz von Händen zu wischen. Klären Sie außerdem im Team, ob für einzelne Personen besondere Vorkehrungen nötig sind (z. B. Mobilitätshilfe, Allergien gegen bestimmte Pflanzen).
Einführung: Beginnen Sie jede Runde mit einer kurzen Ankommensrunde: Begrüßen Sie die Teilnehmenden und nennen Sie das Thema („Heute wollen wir ein Mandala aus Dingen aus der Natur legen“). Stellen Sie das Ziel vor – zum Beispiel „Wir sammeln verschiedenes Herbstlaub, Zapfen und Steine und legen daraus ein schönes Bild“. Erklären Sie den Ablauf in einfachen Worten und geben Sie Zeit für Rückfragen. Beginnen Sie gerne mit einer Achtsamkeitsübung: Lassen Sie alle tief durchatmen, die Augen schließen und die Umgebung hören (Vogelgezwitscher, Windrauschen). Das beruhigt den Geist und fokussiert auf den Moment.
Machen Sie deutlich, dass Kreativität und Ausprobieren erwünscht sind, dass jeder Zeit hat und es kein „richtig“ oder „falsch“ gibt. Ein freundlicher Hinweis wie „Ihr dürft jeden Moment eine Pause machen oder auch etwas Neues probieren“ kann Hemmungen nehmen. Weisen Sie darauf hin, Materialien vorsichtig zu behandeln, um Schäden zu vermeiden (z. B. vergessene Pflanze nicht unnötig platt drücken).
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