Bewegungsspiele
Einleitung: Bewegungsspiele sind angepasste Spielangebote, bei denen körperliche Aktivität und spielerische Elemente kombiniert werden. Gerade in der Seniorenbetreuung bieten sie eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Selbst Menschen mit körperlichen Einschränkungen (etwa eingeschränkter Mobilität oder Rollstuhlnutzung) oder kognitiven Einschränkungen (z. B. Demenz) können – richtig angeleitet – dabei aktiv mitmachen. Bewegung sollte nach dem Prinzip „Man ist nie zu alt zum Spielen“ auch im hohen Lebensalter ein wichtiger Bestandteil des Alltags sein. Durch gezielte Bewegungsspiele lassen sich Herz-Kreislauf-System, Muskulatur und Gelenke stärken sowie Kontrakturen und Thrombosen vorbeugen. Einfache Sitzgymnastik oder angepasste Spiele im Sitzen mobilisieren auch Menschen mit Demenz und bringen Spaß und geistige Anregung.
In Pflegeeinrichtungen und Tagespflegen gehört Bewegung zu den aktivierenden Betreuungsangeboten. Dabei werden Spiel und Spaß ganz bewusst eingesetzt, um Bewohner zu motivieren und aus der Routine herauszulocken. Pflegefachleute betonen, dass Gruppenspiele „geistige, körperliche und emotionale Gesundheit“ fördern: Sie erhalten kognitive Fähigkeiten, stärken soziale Bindungen und verbessern die Fitness. Bewegungsangebote in geselliger Runde geben Struktur, beugen Einsamkeit und Depression vor und schaffen Erfolgserlebnisse und Lebensfreude. Wichtig ist aber, Angebote individuell anzupassen: Spiele dürfen weder körperlich noch geistig überfordern. Wird auf die Einschränkungen geachtet, ermöglichen Bewegungsspiele auch behinderten oder demenziell erkrankten Senioren kooperative Aktivität und Unterhaltung.
Zielsetzung von Bewegungsspielen
Die zentralen Ziele von Bewegungsspielen in der Seniorenbetreuung sind vielseitig und umfassen körperliche, geistige sowie soziale Aspekte:
Mobilität und körperliche Fitness: Erhalt und Förderung von Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordination. Durch gezielte Übungen werden zum Beispiel Rumpfmuskulatur und Gleichgewicht trainiert, was das Sturzrisiko mindert. Leichte gymnastische Bewegungen kräftigen Herz und Kreislauf und unterstützen die allgemeine Gesundheit.
Kognitive Aktivierung: Stärkung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen. Viele Spiele verknüpfen Bewegung mit Denkaufgaben (z. B. Merken von Begriffe oder Zahlen beim Werfen), was das Gehirn anregt. Rhythmische Bewegungen zu Musik können darüber hinaus beide Hirnhemisphären aktivieren und Vorbeugung gegen kognitiven Abbau leisten.
Emotionale und psychische Ziele: Verbesserung der Stimmung, Abbau von Anspannung und Angst. Bewegung setzt Endorphine frei und vermittelt Erfolgserlebnisse, wenn selbst kleine Aufgaben gelingen. Senioren erfahren durch richtig dosierte Spiele Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen. Bewegungsspiele bieten außerdem Lebensfreude und Spaß – zentral für das Wohlbefinden.
Soziale Interaktion und Gemeinschaftsgefühl: Spiele in der Gruppe stärken den Zusammenhalt. Betroffene erleben Gemeinschaft, helfen sich gegenseitig und lachen gemeinsam. Laut Expertengruppen „erhalten Gruppenspiele kognitive Fähigkeiten, stärken soziale Bindungen und bieten emotionalen Rückhalt“. Erfolgreiche Teamaktivitäten bauen Isolation ab und geben Anlass für Gespräche und gemeinsame Erinnerungen (z. B. Biografiebezug durch Bälle, die an vertraute Ereignisse erinnern).
Struktur im Alltag: Regelmäßige Bewegungseinheiten strukturieren den Tagesablauf und geben den Betreuten einen Anreiz. Sie festigen feste Tageszeiten (z. B. Vor- und Nachmittag), fördern Routinen und können so auch Hilfe bei Demenz bieten. Beschäftigungsangebote verbessern insgesamt die Lebensqualität der Bewohner.
Zusammengefasst sollen Bewegungsspiele bei Senioren die körperliche Gesundheit verbessern, kognitive und psychische Reserven aktivieren und soziale Teilhabe ermöglichen. Dabei stehen Freude und Aktivierung im Vordergrund – nicht der Leistungsdruck.
Vorteile und Herausforderungen
Vorteile: Durch regelmäßige Bewegungsspiele profitieren Senioren in vielen Bereichen. Körperlich wird die Muskulatur gestärkt und die Gelenkigkeit verbessert. Das kräftigt den Kreislauf und beugt typischen Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Spielerisches Training verbessert Koordination, Balance und Feinmotorik, was konkret die Sturzgefahr senkt. Auch das Gehirn profitiert: Bewegung steigert Konzentration und Lernfähigkeit, aktiviert Erinnerungen (zum Beispiel bei altbekannten Liedern oder Bildern) und kann den altersbedingten geistigen Abbau bremsen.
Psychisch-emotional bauen Bewegungsspiele Stress ab und setzen Glückshormone frei. Senioren erleben gemeinsames Lachen und Erfolg – das „stärkt Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein“. Gruppenspiele fördern das Gemeinschaftsgefühl und beugen Vereinsamung vor, indem sie Kontakt und Kommunikation ermöglichen. Beschäftigungsideen dieser Art geben außerdem Abwechslung und Lebensfreude im Tagesablauf.
Herausforderungen: Trotz dieser Vorteile gibt es auch Aspekte, auf die Betreuungskräfte achten müssen. Nicht jede Übung ist für jeden Bewohner geeignet. Die Spiele müssen an Mobilität, Hör- und Sehvermögen, sowie kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer angepasst werden. Das heißt: Übungen nur im Sitzen, wenn Personen nicht stehen können; klare Ansagen oder Bildkarten bei Hörproblemen; einfache Regeln bei Demenz. Werden zu schwere Spiele angeboten, kann dies überfordern: Personen mit Demenz etwa sollten nicht an Gedächtnisübungen gehindert werden, da ansonsten schnell „Verunsicherung, Scham und Frustration“ entstehen können.
Ein weiteres Risiko ist die körperliche Sicherheit. Bei ungeübten oder motorisch eingeschränkten Senioren muss die Sturzgefahr im Blick bleiben. Spiele, die Gleichgewicht erfordern (zum Beispiel Seiltanzen oder Steh-Übungen), sollten immer mit Haltehilfen oder im Sitz abgeändert werden. Auch bei Ballspielen oder Rennen ist eine entsprechende Absicherung erforderlich (z. B. rutschfeste Schuhe, genügend Platz). Betreuungskräfte wählen stets sanfte Bewegungen und lassen Ruhepausen zu, damit niemand überanstrengt wird.
Praktisch: Nicht alle Senioren möchten mitmachen. Manche fühlen sich „einfach zu alt“ für lustige Spiele und lehnen sie ab. Hier gilt das gute Recht der Bewohner, nicht teilzunehmen. Offenheit und Freiwilligkeit sind zentral – niemand darf sich bedrängt fühlen. Andererseits profitieren offene Gruppen sehr stark von Bewegungsspielen, deshalb sollte man ausprobieren, ob passende, motivierende Aktivitäten gefunden werden können.
Zusammenfassend sind Bewegungsspiele in der Seniorenbetreuung höchst wirkungsvoll, wenn sie sorgfältig geplant und an die Gruppe angepasst werden. Die Betreuer achten darauf, dass alle mitmachen können, und passen Übungen gegebenenfalls für Rollstuhlfahrer oder stark Sehbehinderte an.
Praxisanleitung: Beispiele für Bewegungsspiele
Nachfolgend einige konkrete Übungen und Spiele, die in Seniorenangeboten häufig eingesetzt werden. Diese Beispiele zeigen Klassiker ebenso wie moderne Varianten. Die Hilfsmittel sind in der Regel einfache Alltagsgegenstände oder Geräte aus der Seniorenarbeit (Schwungtuch, Bälle, Luftballons, Balancekissen etc.). Jede Übung kann im Sitzen oder im Stehen durchgeführt werden, je nach Leistungsvermögen der Teilnehmer.
Luftikus (Ballonspiel): Alle Senioren sitzen im Stuhlkreis. Ein leichter Luftballon wird durch sanftes Anstoßen hochgehalten – er darf nicht auf den Boden fallen. Ziel ist es, den Ballon so lange wie möglich gemeinsam in der Luft zu halten. Variationen: Mehrere Ballons gleichzeitig verwenden oder das Anstoßen auf bestimmte Weise kombinieren (z. B. mit einem Bein wippen, bevor man schlägt). Das Spiel fördert Reaktionsvermögen und Koordination im Sitzen und macht besonders in der Gruppe viel Spaß.
Sitz-Pantomime: Eine klassische Konzentrationsübung. Die Teilnehmenden sitzen im Kreis. Eine Person erhält (still oder durch Zeigen) einen einfachen Begriff (z. B. „Katze“, „Malen“). Diese Person stellt das Wort nur durch Bewegungen dar, ohne zu sprechen. Die anderen müssen erraten, um welchen Begriff es sich handelt. Optional kann man vereinbaren, dass alle Zuschauer dieselbe Bewegung mitmachen, um zusätzliches Bewegungsvermögen zu fördern. Dieses Spiel verbindet Bewegung und Gedächtnis und ist auch für demenzkranke Senioren geeignet, da alle langsamer mitmachen und das Raten im Vordergrund steht.
Länderspiel (Alphabetspiel mit Ball): Die Gruppe sitzt oder steht im Kreis. Ein weicher Ball wird im Kreis weitergereicht. Ein Mitspieler beginnt und nennt beim Werfen einen Begriff zu einer Kategorie, z. B. ein Land mit dem Buchstaben „A“ (z. B. Angola). Dann wird der Ball weitergegeben und der Nächste fährt fort mit dem nächsten Buchstaben (z. B. „B“, wie „Belgien“). Läuft jemand ins Stocken oder passt nicht auf, wird der nächste Buchstabe genannt. Dieses leichte Ratespiel (ähnlich „Ich packe meinen Koffer“) fördert sowohl Mobilität (Ballwerfern und Fangen) als auch Wortschatz und Gedächtnis
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