Gymnastik-Gruppe
Einführung: Bewegung ist ein zentraler Bestandteil menschlichen Lebens und bleibt auch im hohen Alter von großer Bedeutung. Während in jungen Jahren Sport und körperliche Aktivität häufig mit Leistungssteigerung oder Fitnesszielen verbunden werden, liegt der Schwerpunkt in der Seniorenbetreuung auf Erhalt, Förderung und Freude an der Bewegung. Gymnastik-Gruppen haben sich in diesem Zusammenhang als eine der wirksamsten und beliebtesten Methoden etabliert.
Unter Gymnastik versteht man im klassischen Sinne Bewegungsübungen, die den Körper dehnen, kräftigen, stabilisieren und mobilisieren. Im Kontext der Seniorenbetreuung bedeutet dies vor allem eine sanfte, an die körperlichen Möglichkeiten angepasste Bewegungspraxis. Ziel ist es, sowohl die körperliche Leistungsfähigkeit als auch das seelische Wohlbefinden zu stärken.
In den letzten Jahrzehnten haben sich vielfältige Konzepte entwickelt, die Gymnastik im Alter sinnvoll einsetzen. Sie reichen von Stuhl- und Sitzgymnastik über Bewegungsspiele mit Alltagsmaterialien bis hin zu Tanz- und Rhythmusübungen. Entscheidend ist, dass die Übungen Freude bereiten, leicht umsetzbar sind und keine Überforderung darstellen.
Besondere Relevanz erhält die Gymnastik in der Seniorenbetreuung durch den demographischen Wandel. Immer mehr ältere Menschen verbringen ihren Alltag in Pflegeheimen, Tagesstätten oder betreuten Wohnformen. Hier bietet die Gymnastik-Gruppe eine wertvolle Möglichkeit, Bewegung in den Alltag zu integrieren, Gemeinschaft zu erleben und die Selbstständigkeit zu fördern.
Zielsetzung
Die Ziele einer Gymnastik-Gruppe in der Seniorenbetreuung sind vielfältig und umfassen körperliche, geistige, emotionale und soziale Dimensionen:
Körperliche Ziele
Erhalt der Mobilität: Beweglichkeit der Gelenke soll gefördert werden, um alltägliche Aktivitäten (z. B. Aufstehen, Anziehen, Treppensteigen) zu erleichtern.
Kräftigung der Muskulatur: Vor allem Bein- und Rumpfmuskeln werden gestärkt, um Stürzen vorzubeugen.
Förderung der Durchblutung: Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems.
Koordination und Gleichgewicht: Übungen trainieren Reaktionsfähigkeit und Balance, was das Risiko von Stürzen reduziert.
Atmung und Entspannung: Bewusstes Atmen unterstützt die Sauerstoffversorgung und wirkt beruhigend.
Geistige Ziele
Konzentration und Aufmerksamkeit: Bewegungen im Rhythmus oder nach Anweisung fördern die geistige Wachheit.
Merkfähigkeit: Wiederkehrende Bewegungsabläufe können die Gedächtnisleistung unterstützen.
Orientierung: Links-Rechts-Übungen oder Bewegungen im Raum stärken das Raumgefühl.
Emotionale Ziele
Freude und Motivation: Positive Gruppenerlebnisse stärken die Lebensfreude.
Selbstwertgefühl: Erfolgreich durchgeführte Übungen vermitteln ein Gefühl von Kompetenz.
Stressabbau: Bewegung wirkt regulierend auf das seelische Gleichgewicht.
Soziale Ziele
Gemeinschaft: Gemeinsames Bewegen schafft Nähe und Austausch.
Integration: Auch zurückhaltende Teilnehmer finden durch einfache Übungen Anschluss.
Kommunikation: Gespräche und Lachen während der Übungen fördern soziale Kontakte.
Vorteile und Nachteile
Vorteile
Ganzheitlicher Ansatz: Körper, Geist und Seele werden gleichzeitig angesprochen.
Niedrige Einstiegshürde: Übungen lassen sich individuell anpassen – auch bei Rollstuhl- oder Bettlägerigkeit.
Flexibilität: Gymnastik-Gruppen können ohne großen Aufwand in jeder Einrichtung stattfinden.
Prävention: Sturzprophylaxe, Förderung der Durchblutung und Erhalt der Beweglichkeit.
Motivation durch Gemeinschaft: In der Gruppe fällt es leichter, aktiv zu bleiben.
Nachteile
Begrenzte Individualität: In Gruppen ist nicht jede Übung für alle gleich gut geeignet.
Gefahr der Überforderung: Ohne richtige Anleitung können Übungen zu anstrengend oder zu komplex sein.
Motivationsprobleme: Manche Senioren haben Vorbehalte oder fühlen sich unsicher.
Platzbedarf: Für große Gruppen ist ein geeigneter Raum notwendig.
Zeitaufwand für Vorbereitung: Materialien, Musik und Planung erfordern Organisation.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung einer Gymnastik-Gruppe
Eine Gymnastik-Gruppe sollte gut geplant und strukturiert sein. Folgende Schritte haben sich bewährt:
Vorbereitung
Raumwahl: Heller, gut belüfteter Raum mit ausreichend Platz. Stühle bereitstellen, die stabil sind und Armlehnen haben.
Material: Je nach Übung Bälle, Tücher, Stäbe, Alltagsgegenstände, Musik.
Teilnehmerkreis: Körperliche Voraussetzungen berücksichtigen. Kontraindikationen (z. B. akute Herzbeschwerden) beachten.
Dauer: Ideal sind 30–45 Minuten.
Aufbau einer Einheit
Begrüßung und Einstimmung (5 Minuten): Kurze Vorstellungsrunde, leichte Bewegungen zum Ankommen.
Aufwärmphase (5–10 Minuten): Lockernde Bewegungen, z. B. Schulterkreisen, Arm- und Beinbewegungen.
Hauptteil (20 Minuten): Abwechslungsreiche Übungen für Arme, Beine, Rumpf und Gleichgewicht, ggf. mit Material.
Entspannungsphase (5–10 Minuten): Ruhige Bewegungen, Atemübungen oder kleine Massagen.
Abschluss (5 Minuten): Gemeinsamer Dank, kurzes Gespräch über die Einheit.
Hinweise für die Praxis
Anleitung: Klare, einfache Sprache, Bewegungen vormachen.
Motivation: Humor, Musik und spielerische Elemente einbinden.
Anpassung: Übungen individuell erleichtern oder intensivieren.
Sicherheit: Langsames Tempo, stabile Sitzmöglichkeiten, keine Überforderung.
Umsetzung in der Praxis – Beispiele
Sitzgymnastik
Viele Senioren haben eingeschränkte Mobilität. Sitzgymnastik ermöglicht allen die Teilnahme:
Arme im Takt der Musik heben und senken.
Mit den Füßen auf den Boden tippen.
Ball von einem zum anderen weitergeben.
Gymnastik mit Alltagsgegenständen
Alltägliche Materialien erhöhen die Motivation:
Mit einem Kochlöffel „rudern“.
Taschentuch hochwerfen und wieder auffangen.
Zeitung zu einem Ball knüllen und werfen.
Rhythmische Bewegung
Musik motiviert und erleichtert die Bewegung:
Klatschen im Takt.
Mit den Füßen stampfen.
Bewegungen zu bekannten Volksliedern.
Koordinationsübungen
Förderung von Gleichgewicht und Konzentration:
Rechte Hand hebt sich, während der linke Fuß nach vorne geht.
Ballon in der Luft halten.
Mit geschlossenen Augen langsam Arme ausbreiten.
Entspannungsübungen
Ruhige Elemente runden die Stunde ab:
Tiefe Bauchatmung.
Sanftes Schulterkreisen.
Leichte Massage der Hände oder Unterarme.
Bewegungsblöcke für seniorengerechte Gymnastikgruppen
Regelmäßige Bewegung hält die Muskulatur geschmeidig, verbessert Koordination und kann das Sturzrisiko älterer Menschen deutlich senken. Die folgenden Bewegungsblöcke sind nach Körperbereichen (Arme, Beine, Rumpf, Ganzkörper, Koordination, Entspannung) und nach verwendeten Utensilien geordnet. Alle Übungen sind so konzipiert, dass sie sicher im Sitzen oder Stehen durchgeführt werden können – auch mit Rollstuhl. Ein fester Stuhl ohne Rollen dient oft als Sitz. Wichtig ist, den Schwierigkeitsgrad individuell anzupassen und langsam zu steigern. Bei Unwohlsein oder Schmerzen werden die Übungen sofort unterbrochen. Die Anleitung ist klar und motivierend formuliert, damit die Teilnehmenden Freude an der Bewegung haben und sich sicher fühlen
Armeübungen
Schulterkreisen im Sitzen (ohne Material)
Material: Fester Stuhl ohne Rollen. Armlehnen oder Tisch zur Stütze möglich.
Anleitung: Setzen Sie sich aufrecht auf den Stuhl. Lassen Sie die Schultern locker hängen. Führen Sie nun beide Schultern gleichzeitig langsam nach oben, hinten und wieder nach unten – jeweils kreisend. Halten Sie dabei den Rücken gerade und atmen Sie gleichmäßig. Wiederholen Sie die Schulterkreise für mehrere Atemzüge in jede Richtung.
Bewegungsbeispiele:
Schulternheben und -senken (Adler-Flügel fliegen)
Schulterblätter zusammenziehen und wieder lösen
Arme zur Seite ausbreiten und in kleinen Kreisen vor- und rückwärts drehen
Arme locker hängen lassen und Schultern vorwärts nach oben schieben (so tun, als ob die Ohren berührt werden)
Schultern im Wechsel einzeln nach oben ziehen und wieder lösen
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