Sinnesförderungen

Mit dem Alter verändern sich die Sinne vieler Menschen deutlich. Geräusche werden leiser, Farben erscheinen blasser und Gerüche weniger intensiv. Gerade bei demenziell veränderten Senioren bleiben ohne gezielte Reize viele positive Eindrücke unbemerkt. Die Sinnesförderung (oft in Fachkreisen auch als „Basale Stimulation“ bezeichnet) setzt gezielte Impulse über alle fünf Sinne (Riechen, Hören, Schmecken, Sehen, Fühlen) und unterstützt dadurch Kommunikation, Körperwahrnehmung und Wohlbefinden. Solche Sinnesanregungen können Erinnerungen wachrufen, das Gedächtnis und die räumliche Orientierung stärken. Fehlen ausreichende Sinnesreize hingegen über längere Zeit, droht eine so genannte Reizdeprivation: Die betroffene Person zieht sich in sich zurück, es kommt zu kognitiven Verlusten und einer Abnahme der Lebensenergie. Sinnesfördernde Maßnahmen sind daher in der Altenpflege ein wichtiger Baustein, um Lebensqualität und Teilhabe der Bewohner zu erhalten.

 

Sinnesförderungen

Zielsetzung der Sinnesförderung

Die Sinnesförderung verfolgt in der Seniorenbetreuung mehrere Ziele:

  • Wahrnehmung fördern: Erhalt und Stärkung der Selbstwahrnehmung und des Körpergefühls

  • Kommunikation ermöglichen: Sinnesreize bieten nonverbale Zugangspunkte, ermöglichen Austausch und soziale Interaktion.

  • Wohlbefinden steigern: Abbau von Anspannung und Stress durch angenehme Reize, Steigerung von Lebensfreude und Entspannung.

  • Kognitive und motorische Fähigkeiten unterstützen: Anregung von Gedächtnis, Konzentration und Beweglichkeit.

  • Selbstbestimmung erhalten: Bewohner wählen (wo möglich) mit aus, welche Reize eingesetzt werden, was Autonomie und Würde stärkt.

Durch abwechslungsreiche Sinnesanregungen können Alltagssituationen aufgelockert und gezielte Erinnerungen geweckt werden. Dies fördert nicht nur individuelle Fähigkeiten, sondern auch Gemeinschaftserlebnisse in der Gruppe.

 

Vorteile und Nachteile

Vorteile der Sinnesförderung

  • Ganzheitliche Stimulation: Gezielte Reize sprechen alle Sinne an und fördern so ganzheitliche Wahrnehmung.

  • Verbesserte Kommunikation: Auch stumm kommunizierende oder demenzielle Senioren können durch Düfte, Klänge oder Berührungen angesprochen werden.

  • Entspannung und Stressabbau: Sanfte Impulse wie Musik oder Massage reduzieren Angst und Anspannung und steigern das emotionale Wohlbefinden.

  • Steigerung der Lebensqualität: Positive Erlebnisse durch angenehme Reize wirken motivierend und machen den Alltag bunter.

  • Stärkung sozialer Kontakte: Gemeinsame Aktivitäten (z.B. Spielen oder Basteln) schaffen Gemeinschaftsgefühl und soziale Bindungen.

     

Nachteile der Sinnesförderung

  • Zeit- und Schulungsaufwand: Das Angebot erfordert gut geplante Vorbereitung und je nach Methode auch Fachwissen. Pflegekräfte oder Betreuer benötigen Zeit, Geduld und gegebenenfalls Fortbildung.

  • Individuelle Reaktionen: Nicht jeder Bewohner reagiert gleich. Manche Reize können langweilen, andere sogar stören. Es besteht die Gefahr der Über- oder Unterstimulation, wenn die Maßnahme nicht auf die Person abgestimmt ist.

  • Material- und Ressourcenbedarf: Die Durchführung kann Material (z.B. Duftöle, Musikinstrumente) und geeignete Räumlichkeit (ruhiger Raum, spezielles Equipment) erfordern. Dies ist insbesondere in kleineren Einrichtungen oder engen Budgetlagen ein organisatorischer Aufwand.

  • Unvorhergesehene Reaktionen: Manchmal wecken gezielte Reize auch unangenehme Erinnerungen oder Ängste. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt: Reize müssen sofort abgesetzt werden, wenn sie negativ auffallen.

     

Anleitung und Umsetzung in der Praxis

Eine erfolgreiche Sinnesförderung beginnt mit sorgfältiger Planung. Zuerst sollten die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Senioren geklärt werden. Sprechen Sie dazu mit dem Pflegepersonal, Angehörigen oder den Betroffenen selbst. Alte Biografieinformationen (z. B. Lieblingsmusik, frühere Berufe oder Hobbys) geben Hinweise, welche Reize freundlich ankommen.
Vorbereitung ist wichtig: Legen Sie alle Materialien bereit (z.B. Duftlampen, Materialien für Fühlspiel, Musik-CDs) und prüfen Sie die Sicherheit. Achten Sie etwa auf sichere Temperaturen bei Wasser oder Essen (keine Verbrühungsgefahr), auf rutschfeste Unterlagen bei Bewegungsübungen und auf verträgliche Düfte (keine Allergene). Ein vorbereiteter Raum mit angenehmer Atmosphäre (z. B. gedämpftes Licht, bequeme Sitzgelegenheiten) trägt zur Wirkung bei.

Während der Aktivität sollte die Betreuerin oder der Betreuer klare und kurze Erklärungen geben. Demonstrationen oder Vormachen helfen, besonders wenn die Teilnehmer nicht mehr aktiv erzählen können. Gehen Sie behutsam und langsam vor, geben Sie genügend Zeit zum Reagieren und passen Sie das Tempo an. Beobachten Sie ständig die Reaktionen der Teilnehmenden (Blick, Mimik, Gestik). So erkennen Sie sofort, ob jemand sich amüsiert oder überfordert ist, und können die Intensität der Reize anpassen. Empathie und Feinfühligkeit sind hier entscheidend: Jeder Impuls sollte eher angepasst als automatisch wiederholt werden.

Nach der Aktivität lohnt eine kurze Nachbesprechung. Holen Sie Feedback ein: Hat den Bewohnern die Aktion gefallen? Welche Gegenstände oder Klänge waren besonders spannend? Auch Angehörige können hierbei Hinweise geben. Dokumentieren Sie kurz, was gut ankam und was nicht. Dieses Feedback fließt in zukünftige Planungen ein.

 

Praxis-Aktivierungen für die Sinne

Im Folgenden finden Sie konkrete Praxisideen zur Sinnesförderung. Jede Aktivierung enthält Hinweise zu Materialien und Durchführung sowie Beispiele. Diese Übungen lassen sich individuell anpassen und in Gruppen- oder Einzelangeboten durchführen.

 

Aromatherapie mit ätherischen Ölen.

Material: Ein Diffuser oder Duftlampe, unbedenkliche ätherische Öle (z. B. Lavendel, Orange, Minze), Wattepads.

Umsetzung: Geben Sie je 1–2 Tropfen eines Öls auf einen Wattebausch oder in den Diffuser. Lassen Sie die Bewohner die Düfte riechen und benennen. Erläutern Sie, wofür die Düfte traditionell eingesetzt werden (z. B. Lavendel zur Entspannung).

Beispiel: Ein Lavendelduft kann abends helfen, zur Ruhe zu kommen, Orangenöl am Morgen die Stimmung heben.



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