Gymnastik mit dem Theraband

Die Gymnastik mit dem Theraband ist in der seniorenbezogenen Betreuung eine wichtige Bewegungspraxis. Dabei handelt es sich um ein elastisches Latex‑ oder Gummiband, das verschiedene Dehn‑ und Kräftigungsübungen ermöglicht. Das Theraband wurde aus der Idee der progressiven Widerstandsbelastung entwickelt. Ein Blog zur Produktgeschichte berichtet, dass der Schweizer Erfinder Gustav Gossweiler bereits 1895 ein elastisches Übungsgerät patentieren ließ und dass zwei Physiotherapeuten 1978 die Idee hatten, aus zahnärztlichem Latex ein flaches Band mit abgestufter Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Die durch Farbskalen gekennzeichnete Widerstandsstufen erhielten den Markennamen „TheraBand®“ und wurden in den 1970er Jahren auf den Markt gebracht. Die Hersteller schreiben dem Band zu, dass es in der Rehabilitation einen neuen Standard für progressive Widerstandstherapie setzte und bis heute weltweit im therapeutischen Training verwendet wird.

Für die Seniorinnen und Senioren in der Altenpflege bietet das Theraband eine kostengünstige, platzsparende und vielseitige Trainingsmöglichkeit. Es kann sowohl im Sitzen, im Stehen als auch im Liegen genutzt werden. Dank seiner Elastizität erlaubt es sanfte und gleitende Bewegungen, die die Gelenke weniger belasten als klassische Hanteln oder Geräte. Das Band ist klein und lässt sich leicht transportieren, weshalb es im häuslichen Umfeld, in Pflegeeinrichtungen oder bei Betreuungsdiensten eingesetzt wird. Bei entsprechender Anleitung kann es auch von betreuenden Angehörigen oder Pflegekräften genutzt werden, um Bewegungsübungen mit älteren Menschen durchzuführen.

Die Bedeutung der Gymnastik mit dem Theraband im Bereich der Seniorenarbeit lässt sich aus mehreren Perspektiven betrachten. Einerseits bildet sie einen Baustein der allgemeinen körperlichen Aktivierung, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wird: Menschen über 65 sollten mindestens 150 Minuten moderate oder 75 bis 150 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche durchführen und zusätzlich muskelkräftigende Übungen sowie Gleichgewichtstraining zur Sturzprävention einbeziehen. Andererseits adressiert das Theraband spezifische Herausforderungen des Alterns, wie Muskelabbau, Gelenksteifigkeit und erhöhte Sturzgefahr. Bei älteren Personen kommt es aufgrund von Muskelabbau (Sarkopenie) zu einem Kraftverlust, der Stürze und Pflegebedürftigkeit begünstigt. Das regelmäßige Training mit elastischen Bändern kann diese Tendenz verlangsamen; Studien berichten von einer durchschnittlichen Kraftzunahme um 25 Prozent und einer Reduktion des Sturzrisikos um 40 Prozent, wenn zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche durchgeführt werden.

Neben der körperlichen Ebene spielen soziale und psychosoziale Aspekte eine Rolle. Die National Council on Aging weist darauf hin, dass soziale Interaktion ein wirksamer Bestandteil der Sturzprävention ist: ältere Menschen, die sich sozial engagieren, weisen bessere Balance und Mobilität auf, während der Rückzug zu Isolation, Depression und erhöhter Sturzgefahr führt. Gruppengymnastik mit dem Theraband kann deshalb einen doppelten Zweck erfüllen: körperliche Aktivierung und Förderung von Gemeinschaft. Eine US‑Studie über ein gruppenbasiertes Krafttraining für über 60‑Jährige („Stay Strong Stay Healthy“) fand Verbesserungen von Muskelkraft, Balance, Flexibilität, Schlafqualität und Selbstvertrauen; die Teilnehmenden berichteten, dass sie besonders den sozialen Aspekt des gemeinsamen Trainings schätzen. Somit trägt die Theraband‑Gymnastik nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur seelischen Gesundheit bei. (Hinweis auf Übersicht: Das Lexikon - Inhaltsverzeichnis)

 

Gymnastik mit dem Theraband

 

 

Zielsetzung der Gymnastik mit Theraband

Die Ziele der Theraband‑Gymnastik in der Seniorenarbeit sind vielfältig. An erster Stelle steht die Förderung von Beweglichkeit und Muskelkraft. Elastische Widerstandsübungen stärken sowohl große als auch kleine Muskelgruppen, ohne die Gelenke zu überlasten. Die Pflegeseite „Pflege‑Panorama“ veranschaulicht, dass der elastische Widerstand dem natürlichen Kraftverlauf folgt und keine abrupten Belastungsspitzen erzeugt; deswegen ist das Training besonders gelenkschonend und eignet sich für ältere Menschen sowie für Personen mit Arthrose oder nach Gelenkoperationen. Mit zunehmender Kraft können alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen oder Aufstehen aus dem Stuhl wieder leichter bewältigt werden.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Sturzprävention. Stürze gehören zu den häufigsten Ursachen für Verletzungen im Alter und können schwere Folgen wie Frakturen oder einen Verlust der Selbstständigkeit nach sich ziehen. Widerstandsbandtraining erhöht die Muskelkraft in Beinen und Hüften und fördert das Gleichgewicht. Eine randomisiert kontrollierte Studie, die ein Gruppenprogramm mit Balance‑ und Kraftübungen aus dem Otago‑Programm durchführte, zeigte, dass das Training das Sturzrisiko und die Angst vor dem Sturz verringerte, die Balance verbesserte und die Lebensqualität der Teilnehmenden steigerte.

Auch die Beweglichkeit wird verbessert: Der systematische Review von PLOS ONE berichtet, dass elastisches Bandtraining die Flexibilität der oberen und unteren Extremitäten signifikant steigert. Eine gesteigerte Beweglichkeit erhöht die Gelenkreichweite und erleichtert Tätigkeiten wie Ankleiden oder Greifen nach Gegenständen. Zudem kann regelmäßiges Training Ausdauer und Herz‑Kreislauf‑Funktion positiv beeinflussen; die gleiche Analyse fand in mehreren Studien Verbesserungen der Ausdauer (z. B. im 30‑Sekunden‑Aufsteh‑Test) und der kardiorespiratorischen Kapazität (z. B. Vital­kapazität, 6‑Minuten‑Gehtest).

Ein weniger offensichtliches, aber bedeutendes Ziel der Theraband‑Gymnastik ist die Förderung der Körperwahrnehmung und des Gleichgewichtssinns. Durch gezielte Bewegungen, Dehnungen und Halteübungen lernen ältere Menschen, ihren Körper im Raum wahrzunehmen und Bewegungen bewusst auszuführen. Das Training verbessert die Propriozeption – das innere Gefühl für Körperlage und Muskelspannung – und erhöht damit die Stabilität in Alltagssituationen. Das Ruder‑ und Balanceübungen mit dem Band, die im Pflege‑Panorama vorgestellt werden, stärken die Rumpfmuskulatur und verbessern das Gleichgewicht. Für Menschen mit Demenz wirkt die Verbindung von Bewegung und Wahrnehmung stabilisierend.

Weitere Ziele betreffen die psychosoziale Dimension. Bewegung kann endorphinabhängige Glücksgefühle fördern, Stress reduzieren und das Selbstwertgefühl steigern. In einer qualitativen Untersuchung im Rahmen des PLOS ONE Reviews berichteten Teilnehmende, dass sie sich stärker und flexibler fühlten, mehr Energie hatten und sich durch das Training motiviert fühlten, an frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen. In Gruppen erlebten sie Unterstützung durch Gleichgesinnte; das stärkt soziale Bindungen und reduziert Einsamkeit.

 

Vorteile und potenzielle Nachteile des Einsatzes von Theraband‑Gymnastik

Die Gymnastik mit dem Theraband bietet gegenüber anderen Trainingsformen zahlreiche Vorteile. Ein zentraler Vorteil ist die Gelenkschonung: Das elastische Band passt sich dem individuellen Kraftverlauf an und minimiert Belastungsspitzen. Deshalb eignet es sich für Menschen mit Arthrose, Osteoporose oder nach Operationen, bei denen klassische Hantelübungen zu riskant wären. Weil das Band keinen schweren Gegenstand darstellt, besteht auch keine Gefahr, dass Gewichte fallen und Verletzungen verursachen.

Das Training mit dem Band ermöglicht einen progressiven Aufbau: Die Widerstände sind in Farben codiert (z. B. Gelb für sehr leicht, Rot für leicht, Grün für mittel, Blau für schwer). Bei Bedarf kann man das Band doppelt nehmen oder kürzer greifen, um den Widerstand zu erhöhen. Dieses modulare Konzept erlaubt individuelle Anpassungen je nach Leistungsstand und Tagesform. Für Betreuerinnen und Betreuer ist es einfach zu erlernen und zu unterrichten.

Durch seine Flexibilität ist das Theraband mobil: Es lässt sich platzsparend aufbewahren und einfach transportieren. Das ist gerade im ambulanten Bereich von Vorteil, da Betreuungskräfte das Band zu Hausbesuchen mitnehmen können. Bei Gruppenangeboten kann jeder Teilnehmende ein eigenes Band nutzen, ohne hohe Anschaffungskosten. Zudem ist das Training geräuscharm und störungsfrei; es kann in Gemeinschaftsräumen, im Freien oder sogar im Bett durchgeführt werden.

Die psychosozialen Vorteile sind ebenfalls hervorzuheben. Farbenfrohe Bänder wirken auf viele ältere Menschen weniger einschüchternd als Hanteln; sie senken die Hemmschwelle, mit dem Training zu beginnen. In Gruppen entsteht durch die gemeinsamen Bewegungen und die gegenseitige Unterstützung eine soziale Dynamik. Der US‑Bericht zur „Stay Strong Stay Healthy“‑Initiative hob hervor, dass die Teilnehmenden sich nicht nur körperlich verbessern, sondern auch Freunde finden und sich in der Gruppe wohlfühlen. Andere Untersuchungen betonen, dass soziale Interaktion Balance, Mobilität und mentale Gesundheit fördert.

Trotz vieler Vorteile gibt es potenzielle Nachteile und Risiken. Latex‑ oder Gummibänder können bei unsachgemäßer Benutzung reißen; daher sollten die Bänder regelmäßig auf Risse überprüft und vor Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Manche Menschen haben eine Latexallergie und benötigen latexfreie Alternativen. Ein zu hoher Widerstand kann zu Überlastungen der Gelenke oder zu Muskelzerrungen führen, wenn Betreuende die Übungsauswahl nicht dem Leistungsniveau anpassen. Wichtig ist daher die richtige Wahl des Bandes (siehe nachfolgendes Kapitel) und ein langsamer Übungsaufbau.

Ein weiterer Nachteil besteht in der anfänglichen Koordinationsanforderung: Anders als bei Geräten führt man die Bewegungen frei im Raum aus, was bei sehr schwacher Muskulatur oder neurologischen Einschränkungen zu Unsicherheit führen kann. In diesem Fall muss das Training im Sitzen, mit Stuhl oder mit Fixierung des Bandes so gestaltet werden, dass die Teilnehmenden sich sicher fühlen. Bei Menschen mit starken kognitiven Einschränkungen sollte die Anzahl der Übungen begrenzt und die Anleitung sehr einfach formuliert sein.

 

Ausführliche Anleitung zur Planung, Anleitung und Durchführung

Geeignetes Theraband auswählen

Die Auswahl des richtigen Bandes ist entscheidend für ein sicheres und effizientes Training. Für Seniorinnen und Senioren wird meist ein 2 Meter langes Band mit mittlerem Widerstand empfohlen, da es ausreichend Griffmöglichkeiten bietet und Übungen im Sitzen oder Stehen erlaubt. Die Widerstandsintensität erkennt man an der Farbe: Gelb (sehr leicht) eignet sich für Einsteiger und Menschen mit geringer Muskelkraft, Rot für leichtes Training, Grün für mittleren Widerstand und Blau für Fortgeschrittene. Für sehr schwache Personen oder zur Mobilisation kann ein extra leichtes Band verwendet werden. Wird das Band doppelt genommen oder kürzer gefasst, erhöht sich der Widerstand. Moderne Alternativen wie Loop‑ oder Mini‑Bänder haben geschlossene Schlaufen und eignen sich für Beinübungen; sie ermöglichen laut Pflege‑Panorama einen 35 Prozentigen Kraftzuwachs der Hüftabduktoren nach dreiwöchigem Training. Tube‑Bänder mit Griffen erleichtern das Greifen, sind aber für manche Übungen weniger flexibel.

Vor der Nutzung sollte das Material geprüft werden: Das Band darf keine Risse oder Löcher aufweisen. Es sollte trocken und nicht zu warm gelagert werden, um Alterung zu verhindern. Personen mit Latexallergie benötigen latexfreie Produkte; diese sind ebenfalls farblich codiert. Wenn das Band einen starken Gummigeruch aufweist, kann es vor dem ersten Einsatz mit lauwarmem Wasser abgespült werden.


...
 

Vollständiger Beitrag auf: 

Als Steady-Mitglied haben Sie Zugriff auf den vollständigen Text: entweder auf der
Hauptseite Steady Blog - Aktivierungen ( > 2000 Aktivierungen inkl. Lexikon ab 9 € Monatlich) 
oder – falls Sie nur die Lexikon-Beiträge lesen möchten – direkt unter Steady - Lexikon der sozialen Betreuung (Fachliche Sammlung für Betreuungskräfte ab 3 € Monatlich).
 

Kommentare

Beliebten Posts der letzte 7 Tage

62 Rätselfragen: Herbst

ABC Liste - Herbst

131 Rätselfragen: Oktoberfest

88 Rätselfragen: Erntedank

Deutsche Schlager Quiz (mit 75 Liedern)

175 Ideenliste zum Thema Herbst

ABC Liste - Oktoberfest

600 Rätselfragen: Tiere

Dinge nennen - Was findet man...

Kartoffelgerichte - Bingo