Sinnesgeschichte - Die Flickkiste
Sinnesgeschichte - Die Flickkiste
Information zur Umsetzung:In der behutsam erzählten Geschichte geht es nicht nur ums Nähen, sondern um Erinnerungen an ruhige Stunden am Küchentisch, an geschickte Hände, die mit Geduld Socken stopften oder Hemden flickten, an den Duft von Stoff, die weiche Haptik von Wolle, das leise Klirren der Knöpfe im Glas. Einfache Dinge, die große Vertrautheit ausstrahlen – und heute oft ein Lächeln auf die Gesichter zaubern.
Begleitende Sinnesanregungen wie das Fühlen verschiedener Stoffe, das Riechen von frisch gewaschener Wäsche, das Betrachten alter Knopfsammlungen oder das sanfte Knistern von Seidenpapier lassen die Erinnerung lebendig werden. Gespräche über Handarbeiten, alte Kleidungsstücke oder das Nähen mit der Großmutter öffnen Türen zu persönlichen Geschichten und fördern die Biografiearbeit auf liebevolle Weise.
„Die Flickkiste“ ist ein wertvolles Betreuungsmaterial, das feinste Sinneswahrnehmung mit Erinnerungsarbeit verbindet – ein kleines Stück gelebter Alltag von früher, das auch heute noch Wärme und Nähe schenkt.
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Für Mitglieder von Steady in der Übersicht SinnesgeschichtenDie Flickkiste (Auszug)
Die Geschichte zum Vorlesen …Marie setzte sich an den Küchentisch, vor sich die alte Holzkiste, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Außen war sie zerkratzt, der Deckel quietschte ein wenig – aber innen war sie ein Schatz. Ihre Flickkiste. Voll mit bunten Garnrollen, Stoffresten, Knöpfen, Nadeln und Spitzenbändern. Allein beim Öffnen stieg ihr ein vertrauter Duft entgegen – ein bisschen nach Wolle, ein bisschen nach früher.
Sie griff nach einem Stück kariertem Stoff. Er war weich, leicht ausgefranst, aber erinnerte sie sofort an das Sommerkleid ihrer Tochter. Daneben lag ein Stück feiner Spitze – fast durchsichtig, aber mit einem schönen Muster. Mit den Fingern fuhr sie langsam darüber, spürte die feine Struktur. Früher hätte sie das mit geschlossenen Augen erkannt.
Sie nahm eine Garnrolle – das kräftige Rot, das sie oft für Knopflöcher benutzte. Das Garn glitt glatt über ihre Finger. Früher hatte sie ganze Abende mit Stopfen, Nähen oder Häkeln verbracht. Es war nie eine lästige Pflicht, sondern ein stilles Vergnügen.
Plötzlich fiel ihr eine kleine Nadelpackung in die Hände. Noch originalverpackt, ein Geschenk von der Nachbarin. „Falls du mal neue Nadeln brauchst.“ Marie lächelte. Damals hatte jede im Haus genäht oder gestrickt. Man tauschte Schnittmuster, Stoffreste und manchmal auch Geschichten über den Gartenzaun.
Sie legte ein Stück groben Leinenstoff auf den Tisch. Der war rau, fast kratzig – ideal für die neue Einkaufstasche, die sie sich vorgenommen hatte. Mit ruhigen Bewegungen begann sie, ein Muster zu stecken. Ihre Hände kannten die Abläufe noch gut. „Nähen ist wie Erinnerungen zusammensetzen“, murmelte sie leise. Und mit jeder Naht wurde ihr Herz ein bisschen wärmer.
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